Von den Medien weitgehend unbeachtet weilte gestern der russische Außenminister Sergej Lawrow in Berlin. Dort warb er für eine Eurasische Wirtschaftszone von Lissabon bis Wladiwostok und warnte vor einer Zuspitzung der Lage in Syrien durch Giftgas False Flags.
Auf Einladung des Deutsch-Russischen Forums hielt Russlands Außenminister Sergej Lawrow am Freitag im Hotel Adlon eine Rede zu den Perspektiven eines gemeinsamen Raumes von Lissabon bis Wladiwostok. Fast anderthalb Stunden nahm sich Lawrow Zeit für seinen Vortrag und beantwortete Fragen.
„Fast alle Kommunikationskanäle zwischen Russland und der EU und der Nato sind abgebrochen“ beklagte Lawrow und erklärte, dass mit der EU fast nur noch über Migrationsthemen oder über Energiefragen im Zusammenhang mit der Ukraine geredet werde. Lawrow forderte: „Wir brauchen einen normalen Dialog ohne Forderungen, dass Russland zuerst seine Sünden bekennen soll.“
Er verwies auf eine Rede von Präsident Putin im November 2010 ebenfalls im Adlon, in der er sich „sicher zeigte, dass die Annäherung zwischen Russland und Europa unausweichlich sei, wenn wir uns als Zivilisation erhalten wollen.“
Es sei auch ein Fehler der EU gewesen, die postsowjetischen Staaten vor die Wahl zu stellen: „entweder mit uns oder gegen uns“, so Lawrow weiter. „Der Gipfel war dann die Unterstützung des verfassungswidrigen Staatsstreiches in der Ukraine durch einige europäische Staaten.“
Lawrow äußerte sein Bedauern darüber, dass die europäisch-russischen Beziehungen „noch immer Geisel der Ukrainekrise“ sind.
In Bezug auf die Ukrainekrise warf Lawrow Kiew vor, die Minsker Vereinbarungen nicht zu erfüllen.
Sanktionen und die USA
Zu den Sanktionen erklärte Lawrow: „Es war erstaunlich, wie eilfertig man sich in der Europäischen Union unter direktem Diktat aus Übersee entschieden hat, die bewährte Zusammenarbeit mit Russland zu ruinieren. Man hat freiwillig milliardenschwere Verluste eingesteckt wegen der Sanktionen. Paradoxerweise haben die Amerikaner durch die Sanktionen keinen Schaden davongetragen.“
Lawrow regte in Bezug auf das Hauptthema seines Vortrages an, dass die EU sich doch „ernsthaft damit auseinandersetzen sollte, welche Vorteile es der EU bringen würde, ein grundsätzlich neues Wirtschaftsmodell mit Eurasien zu entwickeln.“ Der russische Außenminister verwies in diesem Zusammenhang auf die Anbindung an die chinesische Seidenstraßen-Initiative, die nur über Russland zu verwirklichen sei. „Dann würden die Ideen eines gemeinsamen Raumes von Lissabon bis Wladiwostok in die Tat umgesetzt werden“, so Lawrow.
Syrien Giftgas False Flag?
Der russische Außenminister ging auch auf mögliche Giftgasangriffe ein und erklärte, dass Russland fast täglich Beweise dafür liefere, dass solche Provokationen vorbereitet und auch mit Hilfe der Weißhelme inszeniert werden. Im Westen werden diese Warnungen und Beweise jedoch ignoriert.
„Wenn jemand erklärt, dass die syrische Regierung sehr bald chemische Waffen einsetzt, und dann Frankreich, Großbritannien und die Vereinigten Staaten dafür einen verheerenden Schlag gegen das 'Regime' ausführen werden, dann ist es in der Tat wie eine Einladung an Extremisten, erneut eine Fälschung zu inszenieren, wie sie es bereits in Ost-Ghuta getan haben. Dann wird nämlich ein Militärschlag gegen die syrische Regierung ausgelöst“.
Michael Mross im Gespräch mit Andreas Männicke von eaststock.de