EZB-Präsident Trichet: „Nie wieder“ griechische Zahlentricks. Neue Euro-Länder „erst, wenn die Zeit reif ist“. Im Notfall Zinsschritte auch ohne US-Zentralbank.
Der Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB), Jean-Claude Trichet, hat Griechenland wegen des Skandals um die gefälschten Schuldendaten attackiert. „Nie wieder werden wir Haushaltszahlen akzeptieren, die nicht den Tatsachen entsprechen“, sagte Trichet in einem Interview des Nachrichtenmagazins FOCUS.
Der EZB-Präsident drohte Griechenland, dessen wahres Haushaltsdefizit bei knapp 13 Prozent liegt, aber auch allen anderen Haushaltssündern mit strengen Kontrollen: „Die EZB ist und wird diesbezüglich äußerst wachsam sein.
Angemessene Prüfungen müssen immer möglich sein.“ Griechenland aber auch andere Länder „müssen alles daran setzen, um ihren Staatshaushalt wieder in Ordnung zu bringen“. Trichet weiter: „Jedes Land ist es seinen Partnern im Euroraum schuldig, sich solide zu verhalten und seine Ungleichgewichte zu korrigieren.“
Trichet deutete im FOCUS-Interview erstmals an, dass die EZB bei einer Bedrohung der Preisstabilität auch im Alleingang die Zinsen erhöhen könnte – also ohne die US-Notenbank Fed: „Wir haben alle unsere eigenen Zuständigkeiten, die zum selben Zeitpunkt nicht dieselben Entscheidungen erfordern.“ In früheren Äußerungen hatte Trichet noch stets betont, er vertraue darauf, dass bei möglichen Zinserhöhungen auch auf der anderen Seite des Atlantiks gehandelt werde.
Trotz der aktuell niedrigen Inflationsrate von 0,9 Prozent kündigte Trichet äußerste Wachsamkeit der EZB an: „Wir befinden uns in ständiger Alarmbereitschaft. Eine Zentralbank darf sich nie selbstgefällig zurücklehnen.“
Sehr zurückhaltend äußerte sich Trichet in FOCUS zu den möglichen neuen Euro-Ländern Bulgarien und Rumänien. Ein Beitritt sei zwar denkbar, „aber erst, wenn die Zeit reif ist“, Die strengen Beitrittskriterien „müssen nicht nur zu einem bestimmten Zeitpunkt, sondern auf Dauer erfüllt werden“.
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