Da die WHO kürzlich ihren Mitgliedsstaaten zur Zwangsimpfung geraten hat rüsten die deutschen Behörden nun auf. Zum angeblichen Schutz vor der Schweinegrippe kaufen die Bundesländer gemeinsam50 Millionen Dosen Impfstoff.
50 Millionen Dosen Impfstoff - diese Mengereicht derzeit für 25 MillionenMenschen oder rund 30 Prozent der Bevölkerung in Deutschland - da jeder Mensch zweimal geimpft werden muss. DieGesundheitsminister der Länder einigten sich darüber gestern in einerTelefonkonferenz, teilte der hessische Gesundheitsminister JürgenBanzer (CDU) mit.
Im Pandemieplan der Bundesländer ist vorgesehen, dass in jedem Fallbesonders die für die Aufrechterhaltung des öffentlichen Lebens wichtigen Menschen, also beispielsweise Gesundheitspersonal,aber auch ältere Menschen, Menschen mit chronischen Erkrankungen undSchwangere geimpft werden sollen. „Wir gehen von steigendenInfektionszahlen im Herbst und Winter aus“, sagte Banzer. „Daraufmüssen wir vorbereitet sein.“
Bei der Frage, ob man in Deutschland eine Massenimpfung gegen die Schweinegrippe durchführen sollte, sagte der SPD-Gesundheitsexperte und Epidemiologe Karl Lauterbach dem "Tagesspiegel" (Mittwochausgabe): "Das ist eine Güterabwägung. Wenn man sich für eine Massenimpfung gegen die Schweinegrippe entscheidet,nimmt man in Kauf, dass es nicht mehr genügend Impfstoff gegen die reguläre Grippe gibt. Diese Strategie ist aber vernünftig." Die Schweinegrippe besitze das Potenzial, sich rasend schnell auszubreiten, weil das menschliche Immunsystem ihr bislang nicht vielentgegenzusetzen habe. "Dagegen müssen wir gewappnet sein", sagte Lauterbach.
Unterdessen beklagt die Weltgesundheitsorganisation (WHO), dass die Verteilung der Impfstoffegegen die Schweinegrippe zwischen armen und reichen Ländernungerecht ist. Die Kapazität, einen Impfstoff gegen das Virus A(H1N1) herzustellen, sei begrenzt und "beklagenswert unzureichend",sagte WHO-Direktorin Margaret Chan in Genf. Sie reiche bei weitem nichtaus, um die ganze Welt zu versorgen.
Die Impfung gegen Schweinegrippe wird von Impfgegnern als untauglich bezeichnet. Die Impfstoffe seien nicht ausgereift. Auserdem bestehe die Gefahr von tödlichen Nebenwirkungen. Dessen ungeachtet hat die WHO vor zwei Tagen ihren Mitgliedstaaten als "Vorbeugende Maßnahme" die flächendeckende Impfung der Bevölkerung empfohlen.