Wenn die Fed es tatsächlich schaffen sollte, in dem aktuellen Umfeld eine Inflation zu initiieren, hätte Alan Greenspan Recht gehabt. Er hatte Japan nach dem Zusammenbruch des japanischen Immobilienmarktes und dem anschließenden Finanzmarktcrash Anfang der 90er kritisiert.
von Jochen Steffens
Sollte die Fed es tatsächlich schaffen, die Deflation über die massive Geldschwemme zu besiegen? Ich hatte Ihnen in den letzten Tagen mehrere Hinweise auf ein Anziehen der Inflation in den USA vorgestellt. Wenn die Fed es tatsächlich schaffen sollte, in dem aktuellen Umfeld eine Inflation zu initiieren, hätte Alan Greenspan Recht gehabt. Er hatte Japan nach dem Zusammenbruch des japanischen Immobilienmarktes und dem anschließenden Finanzmarktcrash Anfang der 90er kritisiert: Die japanische Notenbank sei zu zögerlich vorgegangen und hätte den Markt nicht beherzt genug mit Geld geflutet, so Greenspan.
Sie lernen von Krise zu Krise
Ein Umstand, der in vielen kritischen Analysen gerne übersehen wird, ist, dass die Notenbanken der Welt sich immer noch in einem Lernprozess befinden. Der Umgang der amerikanischen Notenbank mit den Folgen des 1929er Crash war falsch, das weiß man heute. Auch die Reaktionen der Notenbanken auf die Ölkrisen in den 70er waren die falschen. Offensichtlich war eben auch das Verhalten der japanischen Notenbank nicht richtig. Ob die Fed jetzt soweit ist, dass sie eine derart tiefe Krise, wie wir sie aktuell erleben, beherrschen kann, weiß ich nicht. Aber festzuhalten ist, dass ihr Wissensstand logischerweise größer als zu allen anderen Krisenzeiten.
Die Menschen lernen. Zwar langsam, aber sie lernen….
Untersucht man die Entwicklung der Theorien in der modernen Wissenschaft, so ist zu erkennen, wie oft die herrschende Lehrmeinung über Jahre und Jahrzehnte mit erhabener Vehemenz falsche Thesen vertreten hat. Und oft genug wurden die neueren, besseren Theorien am Anfang als totaler Unsinn verlacht und verspottet. Teilweise hielten sich alte Lehrmeinungen noch über viele Jahre, obwohl die Beweise für die neuen Theorien übermächtig wurden. Die Menschen mögen einfach keine Veränderungen - ein Grund, warum sie so langsam lernen.
Die Notenbanken müssen jedoch nicht nur ihre Theorien und Maßnahmenkataloge von Krise zu Krise anpassen, sie müssen auch viele neue Gegebenheiten in Ihre Kalkulationen einbeziehen. So ist die Finanzwelt nach dem Ende des kalten Krieges und im Zuge der Globalisierung eine ganz andere geworden. Gerade die aktuelle Krise, im Prinzip eine Derivate-Krise, hat wieder einmal gezeigt, dass die Bedrohungen von immer neuen Seiten kommen. Und das macht es so schwer, zu beurteilen, ob die Lernprozesse der Notenbanken ausreichen, um die aktuelle Krise zu bestehen. Aber neben diesen Punkten gibt es natürlich einige grundlegende Prinzipien, bei denen sich eine klare Entwicklung zu mehr Wissen zeigt.
Ob die Fed aus den jüngsten und historischen Krisen tatsächlich die richtigen Schlüsse gezogen hat, werden wir bald wissen. Kommt es trotz der durch die Finanzmarktkrise verursachten stark deflationären Strukturen zu einer Inflation, und hält die Fed diese unter Kontrolle, hat sie es geschafft. Das ist aus volkswirtschaftlicher Sicht sicherlich die spannendste Frage in den nächsten Jahren.
Gold im Target-Trend-Chart
Natürlich ist in diesem Zusammenhang auch die Entwicklung des Goldpreises höchst interessant. Und da ich immer wieder Anfragen zum Thema Gold erhalte, stelle ich Ihnen heute den aktuellen Gold-Chart (Dollar) nach der Target-Trend-Methode vor:
Zunächst: Das letzte Hoch wurde nach oben aufgelöst, damit waren die bearishen Signale hinfällig. Zudem ist der seit Oktober 2008 bestehende Aufwärtstrend nach wie vor intakt (rote Linien). Die relevanten Rechtecke (blau) funktionieren sehr gut. Selbst die schwarz gestrichelten Korrekturlinien sind alle genau im gleichen Abstand. Ein schönes, idealtypisches sowie symmetrisches Bild. Aus diesen drei Target-Trend-Ebenen und der blauen Trendlinie bildet sich das rote Alpha-Target. Dieses hat eine erhebliche Relevanz, und es besteht eine gewisse Wahrscheinlichkeit, dass es die Kurse nun dreieinhalb Monate lang in eine Seitwärtsbewegung zwingt.
Welche Bedeutung hat das ? – eine mögliche Hypothese
Die Frage ist natürlich, welche Bedeutung eine solche Seitwärtsbewegung für die Märkte hätte. Sollte nicht gerade der Goldpreis, wenn die Hinweise auf eine Inflation in den USA zunehmen, weiter ansteigen?
Im Prinzip schon. Die Frage ist nur, ob nicht auch hier eine alte Börsenweisheit gilt: Buy the rumors, sell the facts (Kauf die Gerüchte, verkaufe die Fakten). Gold ist ja schon im Hinblick auf eine mögliche Inflation (Gerücht) massiv angestiegen, obwohl noch Deflation das eigentliche Problem gewesen ist. Es kann nun sein, dass das Eintreten der Fakten (Inflation) dazu führt, dass Gold verkauft wird. Vielleicht auch mit dem Hintergrund, dass der Aktienmarkt im Falle einer Inflation auch eine interessante Anlage ist. Oder aber, weil mit der Inflation aus Sicht der US-Anleger, die Emerging-Markets - sprich Fremdwährungen- interessant werden.
Der Aufwärtstrend als Hinweisgeber
Achten sollten Sie aber auf jeden Fall auf diesen roten Aufwärtstrendkanal. Er ist noch vollkommen intakt.
Die aktuelle Seitwärtsbewegung ist natürlich ein kleines Warnsignal, zumal sich auch noch so eine Art „Tripple-Top“ ausbildet. Aber der eigentliche Hinweis auf ein Ende dieses Trends wäre erst dann gegeben, wenn sich dieses Tripple-Top bestätigt und dann der Trend nach unten gebrochen wird.