Keiner spricht darüber - aber jeder tut es: Banken und Konzerne bereiten sich auf den Euro-Herbststurm vor. Jetzt titelt sogar die FAZ: "Banken rüsten sich für den Tag X - Vorbereitung für den Zerfall des Euro". Auch für einen Bankrun sollen sich die Institute wappnen.
MMnews berichtete schon letzte Woche, jetzt zieht der Mainstream nach. Während die Printausgabe "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" noch fast moderat titelt "Banken rüsten sich für den Tag X - Vorbereitung für den Zerfall des Euro" nimmt man sich in der Online-Ausgabe der FAZ schon kein Blatt mehr vor dem Mund. Titel dort: "Die heimlichen Pläne für den Euro-Crash". Demnach bereiten sich Banken und Konzerne darauf vor, dass die Euro zerfallen könnte. Außerdem wird schon mal geprobt, wie man die "Neue Drachme" in Systeme und Verträge integriert.
"Rund ein Drittel der Führungskräfte in deutschen Unternehmen hält es für wahrscheinlich, dass der Euro in einen Nord-Euro und einen Süd-Euro zerfallen könnte", sagte Alexander Roos, Partner bei der Unternehmensberatung Boston Consulting Group (BCG), der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung".
Wie sehen diese Vorbereitungen für den Euro-Crash konkret aus? Grob geht es um drei wichtige Punkte: Cash horten und nach Deutschland repatriieren, PIIGS-Töchter juristisch abgrenzen, Schulden in den PIIGS-Raum verlagern, um von einer möglichen Abwertung zu profitieren.
Ein Austritt Griechenlands hat bei den Krisen-Vorbereitungen bereits keine Priorität mehr, denn Athen ist schon längst abgehackt. Die Krisenteams, die in den großen Banken und Konzernen vor Monaten gebildet wurden, sind laut FAZ schon einen Schritt weiter und spielen das Endszenario. Denn die Wahrscheinlichkeit, dass es mit dem Euro auch ganz schiefgehen könnte, steigt, seit auch Spanien unter den Rettungsschirm geflüchtet ist. Seitdem bereiten sich die Krisenteams auf ein viel beängstigenderes Szenario vor: auf das Auseinanderbrechen des Euro, berichtet das Blatt.
Pläne schon in der Schublade
Folgende Fragen werden laut FAZ in den Euro-Krisenteams durchgespielt: Muss die Bank am Tag X schließen und, wenn ja, wie lange? Wann stoppt man Überweisungen in ein Land, das die Eurozone verlässt? Was passiert mit den Geldautomaten? Was mit den Sparbüchern? „Alle Pläne liegen fertig in den Schublade“, sagt ein Banker der FAZ zufolge. Bei fünf Prozent Wahrscheinlichkeit der Euro-Schmelze habe man angefangen, sich tiefere Gedanken zu machen, erzählt ein anderer Bank-Manager. Aktuell beziffert er das Risiko schon auf 15 bis 20 Prozent.
US-Banken machen dicht
Immer mehr außereuropäische Banken und Konzern kappen aus Angst vor einem Euro-Bruch ihre Linien in die Eurozone. Amerikanische Banken schotten sich gegenüber Europas Banken ab, berichtet Jürgen Fitschen, Co-Chef der Deutschen Bank. Früher haben Euro-Banken Dollarkredite aufgenommen, jetzt ist das schwieriger, berichtet die FAZ. Wie unter diesen Umständen überhaupt noch ein normaler Zahlungsverkehr zwischen den Finanzinstituten stattfindet, bleibt rätselhaft. Die allermeisten PIIGS-Banken sind bereits jetzt schon vom internationalen Zahlungsverkehr abgeschnitten und hängen nur noch am Tropf der EZB.
Einen Notfallplan für das "Restrisiko" eines Euro-Zerfalls müsse jedes Institut haben, schon im Sinne guter Unternehmensführung, betonte Commerzbank-Chef Martin Blessing unlängst auf der letzten Bilanzpressekonferenz. "Man wird kaum eine Bank finden, die sich nicht schon Gedanken darüber gemacht hat."
Bankrun?
Auf einen möglichen Zerfall der Eurozone bereiten sich auch einige Unternehmensberater vor, wie beispielsweise Capco: In einem Weißbuch ("Was würden Sie tun, wenn die Euro-Zone auseinanderfällt?") skizzieren sie, woran zu denken ist. Darin wird vor inneren Unruhen in Krisenländern gewarnt, die das Personal gefährden könnten, und empfohlen, auf einen Bank Run vorbereitet zu sein. Auch die Boston Consulting Group gibt Instituten, für die sie tätig ist, ein 100-Punkte-Programm an die Hand. In diesem Notfallplan geht es um mögliche Turbulenzen an den Finanzmärkten oder rechtliche Fragen.