An den Rohstoffmärkten steht der Ölpreis im Fokus, nachdem die USA angekündigt haben, dass kein Land der Welt, welches mit den USA Geschäfte machen will, künftig Öl aus dem Iran beziehen darf.
Öl WTI: Über 40% in diesem Jahr
von Sascha Opel
Gabor Steingart fasst es heute in seinem Morning Briefung treffend zusammen: „US-Außenminister Mike Pompeo hat eine Entscheidung verkündet, die man – je nach politischem Standpunkt – als gefährlich oder als schlitzohrig bezeichnen darf: Keinem Land, das mit den USA in Frieden leben will, ist es gestattet, ab dem 2. Mai auch nur ein Fass Öl aus dem Iran zu importieren. Vom partnerschaftlichen Geist des Iran-Deals, wie ihn Trumps Vorgänger Obama schmiedete, hat sich der Nachfolger damit maximal weit entfernt.
Die großen Iran-Kunden Italien, Griechenland und Taiwan suchten und fanden bereits andere Öllieferanten. Die Türkei, Südkorea, Japan, Indien und China aber halten am Iran fest. China ist bei weitem der größte Öl-Abnehmer des Iran und für Trump ohnehin die Supermacht der Widerspenstigen. Trump will China auf diese Art weiter politisch isolieren.
Doch neben allen politischen Implikationen ist eine ökonomische Folge der Sanktionsandrohung von höchster Relevanz: Allein die Ankündigung des US-Außenministers hat zu steigenden Preisen auf den Ölmärkten geführt. Denn ein Teil des Angebots – das des Irans – gilt nun nicht mehr als Angebot, womit es zur Verknappung und damit zu einem Preisschub kommt. Die Androhung der Sanktion wirkt also bereits sanktionierend.
Die USA aber, die es dank der Fracking-Technologie zu einem der größten Ölproduzenten der Welt gebracht haben, profitieren. Mit knapp 15 Millionen Barrel Fördermenge Öl pro Tag haben die Vereinigten Staaten schon lange Saudi-Arabien überholt. Den USA kommt der politisch ausgelöste Preisauftrieb also sehr zupass. In unseren Medien heißt es immer, die Scheichs und Putin würden Öl als Waffe einsetzen. Doch auch Trump weiß, wie das geht. Genau dafür lieben ihn seine Wähler.“
Wir meinen: Diese Androhung hat das Potenzial, den Handelskrieg zwischen China und den USA weiter auf die Spitze zu treiben. Der Ölpreis eröffnet Nach Ostern mit einem 2,50USD-Gap nach oben und sprang von 72 auf über 74,50 USD an. Der Markt preist, obwohl es unserer Meinung nach unrealistisch ist, den Ausfall des Iran auf den globalen Ölmärkten ein. Sollte der Ölpreis weiter anziehen, wäre dies für Ölimporteure (wie Deutschland) natürlich ein konjunktureller Bremsklotz, aber auch ein Inflationstreiber.
Am Goldmarkt haben sich die Spekulanten nach dem Fall unter die 1.280 USD zurückgezogen und einmal mehr kapituliert. Aber auch die Commercials haben ihre Shorts merklich zurückgezogen, so dass eine gute Chance besteht, dass Gold vom aktuellen Niveau wieder in Richtung Norden dreht. Zudem „merkwürdig“, dass der Goldpreis just vor so einer bedeutenden Ankündigung der USA, wie der nun erfolgten Eskalation der Iran-Sanktionen (die ja nicht über Ostern erfunden wurden), deutlich gedrückt wurde. Wer glaubt hier noch an zeitliche Zufälle?
Die Shortpositionen in vielen Goldaktien sind in den letzten Monaten deutlich angestiegen und liegen nun auf einem Niveau, welches als gefährlich (für die Shorties) anzusehen ist. Ein paar Beispiele:
- Die Shortposition in First Majestic stieg von 15. März auf 15. April um circa 1,1 Millionen Aktien auf nunmehr 6,75 Millionen Aktien.
- Die Shortposition in Premier Gold Mines stieg von Ende Oktober 2018 bis zum 15. April gar um das Dreifache, von damals 1,3 auf nunmehr 4,56 Millionen Aktien.
- Selbst die relativ illiquide EMX Royalties, bei der vor einem Monat ganze 1.486 Aktien short waren, hat nun 118.711 geshortete Aktien.
Es lassen sich noch viele solcher Beispiele finden. Hier spannt sich bei einigen Aktien ein Bogen auf, der langsam überspannt scheint. Mit der nun wieder bullischen Konstellation an der Terminbörse, die für steigende Goldkurse spricht, könnte es hier bei einigen Aktien bald zu explosiven Reaktion nach oben kommen!