Die US-Heuschrecke KKR will Axel Springer. Doch die sonst sehr gewieften US-Spekulanten könnten sich dieses mal verrechnet haben. Sind Investoren wie KKR Idioten, die nicht sehen, was auf dem deutschen Zeitungs- und Medienmarkt los ist?
Axel Springer Aktie 1 Jahr
von DK
Es sieht so aus, als wäre ein Wunder geschehen: Die lahmende Springer-Aktie, deren Kursverlauf den Hauptaktionären des Medienkonzerns, Friede Springer und Mathias Döpfner, Millionenverluste beschert hatte, kommt wie Phönix aus der Asche und steigt von 45 auf 63 Euro.
Ist das Wunder da? Natürlich nicht. Springer-Chef Döpfner, der zeitgleich (was aber nicht mehr zur Kenntnis genommen wurde) schlechter laufende Geschäfte (u.a. wegen der „bösen“ Digitalsteuer des doch so „guten“ französischen Präsidenten Macron) bekanntgeben musste, hat angeblich einen Investor gefunden: Die amerikanische Firma KKR. Die will auch prompt ein Übernahmeangebot für die freien Springer-Aktien abgeben. Geboten werden 63 Euro pro Aktie, was den Kurssprung erklärt.
Wie geht eine Heuschrecke vor?
Was Döpfner nicht erwähnt, sind die aggressiven Geschäftspraktiken, mit denen Finanzinvestoren wie KKR, Permira und Blackstone in den vergangenen Jahrzehnten ihre immensen Profite erwirtschaftet haben.
Ihre Strategie so simpel wie schlagkräftig: Die US-Gesellschaften kaufen mit geliehenem Geld unterbewertete Firmen auf, lasten ihnen dann den bei der Übernahme entstandenen Schuldenberg auf, entlassen anschließend Mitarbeiter und zerlegen die Unternehmen in ihre Einzelteile, um diese wieder mit Gewinn abzustoßen – teils über Spin-offs, die sie an die Börse bringen. Das ist das bekannte Prinzip “Heuschrecke”, das der Private Equity-Branche einen miesen Ruf eingebracht hat.
Aber funktioniert das bei Springer?
Geht Springer schief?
Sollte es Döpfner / KKR gelingen, den Konzern von der Börse zu nehmen oder wenigstens aus dem M-DAX auszuscheiden, wäre er den einzigen von ihm nicht bestimmbaren Indikator für sein wirtschaftliches Versagen los beziehungsweise weitgehend los: den Aktienkurs.
Gibt es gar keinen Kurs mehr: schön für Döpfner. Ist der freie Aktienanteil von Springer durch den Erwerber KKR so klein geworden, dass es für den M-DAX oder S-DAX nicht mehr reicht, gibt es zwar noch einen Kurs, aber Döpfner ist die Analysten, die er in den letzten Jahren immer schwieriger manipulieren konnte, los.
Die analysieren nur die Index-Unternehmen. Der Aktienkurs ist unerbittlich, wie zum Beispiel ein Blick auf den Kurs der Deutschen Bank zeigt. Pleite ist Pleite, und deshalb fallen die Kurse solcher Unternehmen immer weiter – es sei denn es naht Rettung wie in einem Märchen.
Sind nun solche Investoren wie KKR Idioten, die nicht sehen, was auf dem deutschen Zeitungs- und Medienmarkt los ist und nicht durchschauen, dass die digitale Wende bei Springer floppt und der Print-Bereich abstürzt?
Wir wollen niemanden beleidigen, aber ein Blick in die Geschichte hilft manchmal, die Dinge klarer zu sehen: Es gab mal einen amerikanischen Investor namens James Christopher Flowers (JCR), der 2008 mit 24,9 Prozent (etwa eine Milliarde Euro) beim deutschen DAX-Finanzunternehmen „Hypo Real Estate“ (HRE) einstieg – am Vorabend der Finanzkrise.
Die IKB war zu dem Zeitpunkt schon pleite, und wer sich auch nur etwas näher mit dem Bankenmarkt in Deutschland befasst hätte, hätte gewusst, dass das große Beben noch kommen würde. 2010 war das Geld von Flowers weg, als die Bundesregierung die privaten Aktionäre der mit Steuermilliarden geretteten HRE rauswarf und die Bank auflöste.
Flowers verlor fast alles, tritt aber heute noch auf, als hätte er den großen Durchblick in der Finanzwelt, ist aber in Wirklichkeit nur eine Lachnummer: „JCF war aufgrund unseres Rufs und unserer Fähigkeit, die Komplexität der von uns getätigten Investitionen in den Griff zu bekommen, die erste Wahl bei vielen komplexen Transaktionen.“
KKR wird auch fast alles verlieren.