Die IG Metall warnt vor 100.000 neuen Arbeitslosen durch Probleme der Autoindustrie in Zeiten von Corona und Wirtschaftskrise. "Diejenigen, die bei den Herstellern selbst arbeiten, haben wir über Tarifverträge recht gut abgesichert. In Gefahr sind vor allem diejenigen, die für Zuliefererbetriebe arbeiten", sagte IG-Metall-Chef Jörg Hofmann dem "Redaktionsnetzwerk Deutschland" (Mittwochausgaben).
"Rund 10 Prozent der Betriebe in unseren Branchen sind bereits jetzt akut von Insolvenz bedroht. Das trifft über 100.000 Beschäftigte, die schnell in die Arbeitslosigkeit fallen könnten."
Hofmann sagte: "Noch können wir gegensteuern. Tun wir es nicht, kann es zu einer Spirale nach unten kommen." Der Gewerkschaftschef sagte: "Die Autoindustrie ist Deutschlands Schlüsselindustrie. Wenn zu wenig Autos gekauft werden, trifft das nicht nur die Beschäftigten in den Autofabriken und Zulieferbetrieben." Es fehlten dann Aufträge und Arbeit für viele andere: vom Werkzeugmaschinenbau bis hin zur Stahlindustrie.
"Jeder vierte Euro industrieller Wertschöpfung hängt von dieser Branche direkt ab." Hofmann betonte: "Strauchelt die Autoindustrie, dann brechen ganze Regionen wirtschaftlich komplett ein. Das dürfen wir nicht zulassen." Hofmann forderte eine Kaufprämie für Autos, die aber eingebunden sein müsse in ein Konjunkturprogramm für alle Branchen.
Drei Voraussetzungen seien dabei entscheidend: "Die Kaufprämie leistet einen deutlichen Beitrag zur Senkung der CO2-Emissionen, sie ist verbunden mit dem Abbau von Kurzarbeit und Beschäftigungssicherung und muss daher auch die 90 Prozent der Beschäftigten der Branche erreichen, die an Fahrzeugen mit Verbrennungsantrieb arbeiten."
Der Gewerkschafschef hob hervor: "Drittens erwarten wir einen kräftigen Eigenbeitrag der Automobilhersteller. Unter diesen Bedingungen sagen wir unbedingt ja zur Kaufprämie." Der IG-Metall-Chef räumte ein: "Die Automobilindustrie kann gerade kaum mehr an E-Autos in den Markt bringen, als sie es bereits tut."
Hofmann sagte: "Die Autokonzerne haben Entwicklungen verschlafen. Wir könnten und sollten jetzt weiter sein." Aber es gehe jetzt darum, Menschen den Arbeitsplatz zu retten und gleichzeitig die Klimaschutzziele zu unterstützen, so Hofmann. "Wir können die Weltwirtschaftskrise nun mal nicht nach hinten verlegen, bis die Rahmenbedingungen für mehr Elektrifizierung gegeben sind."
Foto: Stahlproduktion, über dts Nachrichtenagentur