Persönliche Textnachrichten des Ex-Wirecard-Vorstandes Jan Marsalek: Im Chat prahlt er mit Kontakten zu Nachrichtendiensten und seinem Millionenvermögen. Er habe „mehrere Pässe, wie jeder gute Geheimagent“.
Persönliche Textnachrichten, die dem Handelsblatt vorliegen, eröffnen eine neue Perspektive auf den Fall Wirecard: Sie stammen aus einer privaten Kommunikation des Ex-Wirecard-Vorstandes Jan Marsalek, derzeit auf der Flucht, mit einem Vertrauten aus den entscheidenden Wochen des Absturzes des Unternehmens aus Aschheim bei München.
Wirecard hatte nach einem mutmaßlichen Bilanzbetrug in Milliardenhöhe Insolvenz angemeldet.
Am Sonntag, 21. Juni, schreibt Marsalek im Messenger Telegram: „Einer muss Schuld haben, und ich bin die naheliegende Wahl.“
Auf die Frage, ob Ex-Vorstandschef Markus Braun vom Absturz überrascht gewesen wäre, textet Marsalek: „Es wäre schlimm, wenn er das nicht gewesen wäre.“ Und weiter: „Es geht zunächst mal darum, die Firma, Mitarbeiter und Kunden zu schützen. Ein vereinfachter Narrativ hilft da“, referiert er. „Also einer muss schuld sein – und ich qualifiziere mich ganz ausgezeichnet dafür. (Zwinker-Smiley)“ Er sei aktuell zwar schwer erreichbar, aber: „Ich dementiere die Vorwürfe auch nicht.“
Im Chat prahlt Marsalek mit Kontakten zu Nachrichtendiensten und seinem angeblichen Millionenvermögen. Das Gerücht, Wirecard stelle Kreditkarten für Agenten aus, sei etwa „nicht ganz falsch“.
Auf die Frage seines Chatpartners, ob ihm bei der Einreise in die Philippinen Corona-Quarantäne drohe, antwortet er: „Nicht bei meiner Reiseagentur.“ Er habe „mehrere Pässe, wie jeder gute Geheimagent“.
Er gibt sich zudem gönnerhaft: „Du bist herzlich auf einen Drink am Strand eingeladen. Wobei ich da eher jetzt mal ein paar Monate warten würde, bis sich der Wirbel gelegt hat. Den Privatjet können wir uns jetzt auch leisten. (Ironie-Smiley)