Der Krimi um Wirecard wird immer bizarrer. Jan Marsalek soll guten Kontakt zu russischen Geheimdiensten gehabt haben. Angeblich ist er nach Weißrussland geflohen.
Wo ist Jan Marsalek? Recherchen des SPIEGEL und der Investigativplattform Bellingcat zeigen nun: Bereits am Tag seiner Freistellung flog er nach Minsk.
Es stellt sich generell die Frage, warum der Hauptverdächtige überhaupt nicht sofort festgenommen wurde. Angeblich gibt es enge Kontakte zu Geheimdiensten.
Nach gemeinsamen Recherchen des SPIEGEL, der Investigativplattformen Bellingcat und The Insider sowie des US-amerikanischen McClatchy Report führt Marsaleks Spur nach Weißrussland.
Im russischen Ein- und Ausreiseregister, das mangels Kontrollen an der Binnengrenze zwischen beiden Staaten auch Weißrussland umfasst, ist für Marsalek eine Eintragung nur Stunden nach seiner Freistellung bei Wirecard zu finden.
Demnach reiste der 40-Jährige in der Nacht vom 18. Juni auf den 19. Juni über den Flughafen der Hauptstadt Minsk nach Weißrussland ein, genau zwei Sekunden nach Mitternacht. Er benutzte dafür einen der Reisepässe, den er bereits zuvor bei Reisen an andere Ziele verwendet hatte. Die Daten des Dokuments sind dem SPIEGEL und seinen Kooperationspartner bekannt.
Die neuen Erkenntnisse nähren die These, der Ex-Vorstand von Wirecard habe mit russischen Geheimdiensten kooperiert oder gar für sie gearbeitet.