Statistiken zeigen einen bedrohlichen Anstieg der Spekulation auf Kredit. Alleine binnen eines halben Jahres hat sich das Kredit-Volumen von etwa 320 Milliarden Euro um 50 % aufgebläht. Gefahrenzeichen?
von Sven Weisenhaus
Das exzessive Investieren in Aktien auf Kredit könnte zum Problem werden. Im 3. Quartal 2008 fanden sich auf „Margin Accounts“, also auf Wertpapierkonten zum Handeln auf Kredit, rund 402 Milliarden Dollar.
Wie Sie vielleicht wissen, brach wenig später die Finanzkrise aus und die Aktienmärkte mächtig ein. Ende 2020 erreichte das Volumen der „Margin Accounts“ einen Wert von 482 Milliarden Dollar, also noch einmal rund ein Viertel mehr als 2008.
Alleine seit dem 2. Quartal 2020, also binnen eines halben Jahres, hat sich das Volumen von etwa 320 Milliarden Euro um 50 % aufgebläht, den Programmen der Notenbanken und Regierungen sei Dank.
Auch die Baader Bank hat kürzlich auf diese Entwicklung aufmerksam gemacht und sich dabei auf Daten der FINRA bezogen. Die Financial Industry Regulatory Authority ist als Genehmigungsbehörde in den USA verantwortlich für die Beaufsichtigung von Personen, die in der Wertpapierbranche involviert sind.
Und FINRA-Mitgliedsunternehmen, die Margin-Konten für Kunden führen, müssen zu bestimmten Abrechnungsterminen Kundeninformationen zu „Margin Accounts“ vorlegen. Demnach lagen im April 2021 ganze 847 Milliarden Dollar auf solchen Konten, während es im Jahr zuvor „nur“ 525 Milliarden Dollar waren.
Wie sehr der Anstieg des S&P 500 durch diese auf Pump finanzierten Aktienspekulationen getrieben ist, zeigt diese Grafik. Und es sollte damit jedem klar sein, was passiert, wenn es zu fallenden Aktienkursen kommt und die Spekulanten ihre Aktien verkaufen müssen, um ihre Kredite zurückzahlen zu können. Dann könnte sich die Abwärtsbewegung massiv beschleunigen.
In der Finanzkrise stürzte das Kreditvolumen laut den Zahlen der St. Louis Fed (FRED, siehe Grafik oben) auf 134 Milliarden Dollar ab. Ähnliches könnte sich wiederholen. Es stellt sich nur die Frage, wann der erste Stein angestoßen wird, der die Lawine dann ins Rollen bringt. Denn ein guter Timing-Indikator sind solche Daten nicht. Sie zeigen lediglich eine Blase an. Wann diese platzt, ist nicht vorhersehbar. Man sollte aber jederzeit darauf vorbereitet sein.
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