Nach Putin-Biden Treffen: Der Kampf um eine neue Weltordnung geht in die nächste Runde. USA/China-Konflikt hat mehr Gewicht. Kommt nach der Corona-Krise eine Cyber-Krise? Weltbörsen nach neuem Allzeit-Hoch durch FED verunsichert.
von Andeas Männicke
Der US-Präsident Joe Biden hatte beim G7 Gipfel sowohl China als auch Russland als Feinde und neue Bedrohungen für die NATO bezeichnet. Er hat versucht auch Europa auf seine Seite beim Kampf gegen China und Russland zu gewinnen, wobei Europa auch den wirtschaftlichen Handel mit China und Russland ausbauen will.
Eines ist nun klar: Biden und Putin wollen im Gespräch bleiben, was gut ist. Es ist schwer zu sagen, wer bei dem Treffen am 16. Juni von Biden und Putin in Genf als Sieger hervorging. Beide Seiten haben ihre Meinungsunterschiede und Differenzen in einem freundlichen, aber nicht freundschaftlichen Ton zur Sprache gebracht. Ob dies sofort zu einer Entspannung führen wird, ist zweifelhaft.
Immerhin dürfen bei Botschafter wieder ihre Arbeit aufnehmen, was zu begrüßen ist. Es ist jetzt sehr wichtig, dass der Gesprächsfaden nicht abreist. Dies ist besonders wichtig, wenn es Stellvertreterkriege gibt oder neue geben könnten wie zuvor in Syrien und der Ukraine, die aber auch noch nicht befriedet sind. Denn aus einem Stellvertreterkrieg könnte irgendwann auch einmal ein Weltkrieg der militärischen Großmächte werden, was es unbedingt zu vermeiden gilt.
Eine neue Weltordnung entsteht, aber wer hat in Zukunft das Sagen?
Bei dem Gespräch mit Putin und Biden ging es auch um eine neue Weltordnung, wo neben den USA auch China und Russland ein Wort mitreden wollen. Das gemeinsame Ziel von China und Russland ist, die Weltherrschaft von den USA abzubauen und selbst ein gewichtiges Wort mitzureden.
Rein wirtschaftlich wird das China besser gelingen als Russland. In der Arktis gibt es neue Rohstoffpotenziale, die sowohl für Russland als auch den USA von großem Interesse sind. Es wäre fatal für die ganze Welt, wen der Versuch unternommen wird, diese Interessenkonflikte militärisch zu lösen so wie es bei vielen Stellvertreter-Kriegen schon der Fall war und ist wie in Syrien und der Ukraine.
Russland ist aufkommende Krisen gut vorbereitet, die USA aber auch?
Auch der Versuch der Isolierung Russlands durch fortgesetzte Sanktionen, wo die Daumenschrauben immer mehr angezogen werden (ähnlich wie im Iran), kann irgendwann zu einer militärischen Auseinandersetzung führen, der für die ganze Welt gefährlich ist.
Sowohl die USA, aber auch China und Russland haben enormen aufgerüstet und der Waffenexport ist weiterhin eine wichtige Einnahmequelle, auch für Deutschland. Dabei stieg die Verschuldung auch durch die Corona-Krise weltweit enorm an. Ob das globale Verschuldungsproblem nur durch mehr Wachstum gelöst werden kann, ist fraglich. Eine zu hohe dauerhafte Inflation kann schnell zu einem enormen Problem für alle Kapitalmärkte werden.
Hier ist Russland aber wesentlich geringer verschuldet und auch sogar besser abgesichert als die USA, da Russland ständig im Krisenmodus ist und sich aufkommende Krisen auch besser vorbereitet. So hat Russland als Puffer einen Wohlstandsfonds im Volumen von 160 Mrd. US-Dollar und Währungsreserven von über 600 Mrd. US-Dollar und dies bei Leistungsbilanzüberschüssen und einer Verschuldung von nur 20 Prozent des BSP, wobei die USA schon mit 125 Prozent des BSP verschuldet sind.
Kommt nach der Corona Krise eine Cyber-Krise oder ein Black-out?
Die Digitalisierung ist für alle Länder der Welt wichtig, auch für Russland, obwohl die digitale Welt von den Großkonzernen der USA eindeutig beherrscht wird. Sie schafft aber auch neuen Verwundungspotentiale, wenn Cyberattacken überhand nehmen oder wenn es zu lokalen Black Outs kommen sollte.
Dies wird gerade unter der Leitung der Sberbank virtuell im Internet geübt mit dem Planspiel des Weltwirtschaftsforums Polygon erprobt und getestet. Kommt etwa nach der Corona-Krise nicht nur eine Klima-Krise, sondern auch eine Cyber-Krise und wenn ja von wem wird sie gesteuert bzw. initiiert? Hier ist viel Spielraum für neue Verschwörungstheorien.
Der Gesprächsfaden zwischen Biden und Putin darf nicht abreißen
Es war ein Gespräch auf Augenhöhe zwischen Biden und Putin und dies ist auch sehr wichtig für Putin, der damit auf die Weltbühne zurückkehren kann. Bidens Anklagepunkte, die auch zur Begründung der Sanktionen dienen, sind zahlreich wie das angeblich aggressive Verhältnis Russland in der Ukraine und die Cyberattacken von Russen auf amerikanischen Firmen und die angebliche Einmischung in den US-Wahlkampf. Alles das ist aus Putins Sicht aber bisher nicht beweisen und daher seien die ständigen Sanktionen auch nicht angebracht. Es ist aber kaum damit zu rechnen, dass die US-Sanktionen schnell beendet werden.
China bleibt der „Hauptfeind“ der USA, aber dann kommt gleich Russland
Der wirtschaftlich bedeutsamere Konkurrent für die USA beim Kampf um eine neue Weltordnung ist sicherlich China, wobei Biden auch nicht will, dass Russland in Zukunft sich sowohl wirtschaftlich als auch militärisch mehr an China bindet.
Biden will aber auch vermeiden, dass Russland wieder ein strategischer Partner von Deutschland wird, wie es im Fall vom Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder der Fall war. Bei den bisherigen Sanktionen gegen den Bau der Nordischen Pipeline wird Biden keinen Abstand von den Sanktionen nehmen, aber wohl in Absprache mit Angela Merkel keine neuen Sanktionen gegen europäische Unternehmen aussprechen, so dass davon auszugehen ist, dass die von Gazprom gebaute Nordirische Pipeline bis Ende des Jahres fertiggestellt wird.
Allerdings gibt es auch nach wie vor starke Gegner in der EU gegen den Bau der Nordischen Pipeline vor allem aber bei den Politkern der Grünen.
Die Corona-Krise beschäftigen weiterhin sowohl die USA als auch Russland mit unterschiedlicher Impfbereitschaft
Die Corona-Krise beschäftigt nach wie vor beide Länder, USA und Russland, wobei Russland nicht so hohe Einbrüche im letzten zu verzeichnen hatte wie die USA. Russland hate zwar bisher keinen zweiten Lockdown, dafür gab es jetzt in Moskau eine vom Moskauer Bürgermeister angeordnete freie Arbeitswoche in Moskau, weil dort die Zahl der Coronainfizierte wieder sprunghaft auf 6000 am Tag angestiegen ist.
Im Gegensatz zu den USA ist die Impfbereitschaft in Russland weiterhin sehr gering. Nur 12 Prozent der Bevölkerung sind bisher in Russland mit Sputnik V geimpft. In Deutschland wurden bereits 30 Prozent zweimal und 50 Prozent einmal geimpft. In den USA wurden schon 311 Mio. Personen geimpft, mehr als in der EU mit etwas über 300 Mio. Personen. In den USA sind damit 58 Prozent der Bevölkerung mindestens einmal geimpft. Jetzt lässt die Impfbereitschaft aber auch in den USA nach.
Die FED gibt erste Signale zur Beendigung der ultra lockeren Geldpolitik
Neben den mit Spannung erwarteten Gespräch mit Putin und Biden war auch die letzte FED-Sitzung von Bedeutung. Die FED gab erstmals bekannt, dass sie die Zinsen wegen der guten Konjunktur schon im Jahr 2023 mit 2 Zins Schritten erhöhen wird. Zudem wurde diskutiert, ob und wann der Aufkauf von Wertpapieren in dem Umfang wie zuvor weiterhin fortgesetzt wird. Die Bundesbank ist schon lange für die baldige Beendigung des Wertpapier-Aufkaufprogramms der EZB im Volumen von 120 Mrd. Euro.
Sobald die Drogenpolitik der Notenbanken aber beendet wird und dem Markt weniger Liquidität zugeführt wird, wird es auch eng für die Aktien- und Rohstoffmärkte in Zukunft. Durch das sogenannte „Tapering“ könnte auch die Aktien-Hausse beendet werden. Aber auch die Höhe der Inflationsrate ist für die Zukunft der Aktien- und Anleihenmärkte bedeutsam.
Die FED betrachtet die Inflation nur als temporäres Problem, das später wieder verschwinden wird. Die Rohstoffpreise waren in 1 Jahr stark gestiegen und auch die Löhne werden jetzt wieder ansteigen, so dass zunächst der Inflationsdruck erhalten bleibt.
Die Aktienmärkte korrigierten wegen der Inflationsgefahren und Zinsängste bereits am vergangenen Freitag kräftig. So gab der deutsche Aktienindex DAX am Freitag um 1,78 Prozent auf 1,78 Prozent und der amerikanische Aktienindex Dow Jones Industrial Index (DJI) um 1,58 Prozent auf 33.290 Indexpunkte nach. Damit stieg der DAX seit Jahresbeginn „nur“ noch um 12,45 Prozent und der DJI um 10,14 Prozent.
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