Wenige Tage vor einem entsprechenden Volksentscheid in Berlin warnt der Chef des Wohnungskonzerns LEG Immobilien vor der Enteignung privatwirtschaftlicher Großvermieter. "Ich finde das Anliegen unfassbar falsch", sagte LEG-Chef Lars von Lackum der "Süddeutschen Zeitung". Nach der Wende hätten Häuser in Ost-Berlin ähnlich ausgesehen wie heute der Bestand in Kuba.
"Berlin drohen in einigen Jahren dann ähnliche Verhältnisse, wenn man Eigentum vergesellschaftet", so von Lackum. "Es gäbe danach nicht mehr bezahlbaren Wohnraum, sondern davon nur weniger und schlechteren." Die Wahlberechtigten in Berlin stimmen am Sonntag über den Vorschlag ab, profitorientierte Vermieter mit mehr als 3.000 Wohnungen in der Hauptstadt gegen Entschädigung zu enteignen. Auch ein bundesweiter Mietendeckel, wie ihn die Linke im Wahlkampf fordert, würde von Lackum zufolge den Wohnungsmangel in Städten nicht beheben.
"Den größten Vorteil haben doch diejenigen, die sich schon vorher besonders hohe Mieten leisten konnten", sagte der Manager. "Der Mietendeckel ist unsozial, er bevorzugt die Falschen." LEG mit Sitz in Düsseldorf wird zum zweitgrößten privatwirtschaftlichen Vermieter Deutschlands aufrücken, wenn die Marktführer Vonovia und Deutsche Wohnen fusionieren. Nordrhein-Westfalen hatte die frühere Landesentwicklungsgesellschaft (LEG) im Jahr 2008 privatisiert. Mittlerweile besitzt das M-Dax-Unternehmen etwa 145.000 Wohnungen, auch außerhalb Nordrhein-Westfalens. Von Lackum bekräftigte sein Interesse, pro Jahr um bis zu 7.000 Wohnungen zu wachsen. "Wir trauen uns grundsätzlich zu, Portfolien zu kaufen, die auf den Markt kommen", sagte der Manager, der seit 2019 an der Firmenspitze steht. "Wir kaufen aber immer nur, wenn der Preis passt."
Foto: Linken-Plakat für Enteignung, über dts Nachrichtenagentur