Es ist klar, dass Russland am meisten unter den Sanktionen des Westens wegen der Ukraine leiden wird. Die Frage ist aber: Leidet Europa, speziell Deutschland, unter den Boykotten und Sanktionen nicht auch? Und wenn ja, wie stark?
von Kewil
Nur deutsche Volldeppen in der Politik können auf die Idee kommen, russisches Öl und Gas ausgerechnet dann boykottieren zu wollen, wenn die Preise schon Höchststände erreicht haben. Und das trifft auch für Boykotte gegen Katar (Fußball-WM) und die Saudis (Kashoggi) zu, die gerade sogar den US-Präsidenten brüsk ausluden, der sie wegen Öl besuchen wollte, und die nicht zufällig letzte Woche an einem Tag 81 Menschen hingerichtet haben. Viele andere Staaten haben auch die Schnauze voll von Sanktionen des Westens.
Gegen Russland ist die unsägliche Boykottierei immer unübersichtlicher und total unberechenbar. Die Uni Yale führt eine täglich aktualisierte „Sanctions List“ und zählt heute 350 große Firmen und Organisationen, darunter auch deutsche von Adidas über Daimler bis zu VW, die mit Russland seit Putins Invasion gebrochen haben. Kleinere Firmen wie der Tunnelbauer Herrenknecht (1 Milliarde Umsatz, 5000 Mitarbeiter) sind da gar nicht mitgezählt. Insgesamt ist Russland mit über 4500 Sanktionen belegt.
Was erwarten jetzt Politik und diese weichgebügelten, kriecherischen Chefs in Industrie, Handel und Banken? Putin verliert in ein paar Tagen, wird vom Internationalen Strafgerichtshof zum Tode verurteilt, die Russen zahlen Milliarden an Reparationen an die Ukraine, und alle deutschen Firmen machen ihre Fabriken und Läden in Russland wieder problemlos auf und alles läuft wie vorher? Nitschewo?
Das ist Bullshit. Wird es nicht eher so sein, dass Russland manche dieser Läden gar nicht mehr will, dass Rechnungen nicht bezahlt werden, dass Putin, der nie mehr in den Westen kommen wird, westliche Fabriken und Firmen in Russland enteignet und verstaatlicht, dass auch Russland bestimmte Personen aus dem Land wirft, dass befreundete Staaten und Russen die Produktion übernehmen, dass die ganzen Lieferketten, Pipelines und Exportmärkte in allen Sektoren zu uns für immer unterbrochen bleiben und in andere Richtungen (China) dauerhaft etabliert werden?
Eine Firma, die einem von heute auf morgen einfach den Stecker gezogen hat, will ich doch nicht wiedersehen, es sei denn sie ist unersetzlich. Im übrigen kriegen wir derzeit ja auch nichts aus der Ukraine, worunter speziell Landwirtschaft und Nahrungsmittel betroffen sind.
Wie gesagt, alles ist unsicher, und der etwas andere „Great Reset“ wird einige Jahre dauern, aber vorteilhaft ist diese Entwicklung für die Export-Nation Deutschland nicht. Wir haben uns ins eigene Fleisch geschnitten, auch wenn hinterhältige Grüne sich über hohe Benzinpreise freuen. Und die Waren im Supermarkt kommen mit dem Diesel-LKW und nicht mit Lastenfahrrädern.
Alles wird teurer, der Lebensstandard sinkt, die Inflation steigt höher, als von Madame Lagarde erträumt, unser Geld verliert rapide an Wert, und der von vielen eh schon lange befürchtete Staatsbankrott und Euro-Crash ist vielleicht näher als wir ahnen.