Meldungen über merklich fallende US-Rohölproduktion lassen Ölpreise kräftig steigen. Goldpreis steigt im Fahrwasser von Öl. Indien importierte im zweiten Quartal deutlich mehr Gold als im Vorjahr.
Von Commerzbank Commodity Research
Nachdem Gold gestern lange Zeit nicht vom schwächeren US-Dollar und fallenden Aktienmärkten profitierte und zwischenzeitlich auf 1.125 USD je Feinunze fiel, handelt es heute Morgen wieder über 1.140 USD. Zum Preisanstieg tragen offenbar auch die deutlich höheren Ölpreise bei. Denn diese schüren Inflationserwartungen.
Zum Beispiel ist entgegen den Erwartungen die Inflationsrate im Euroraum im August nicht weiter gefallen. Die zuletzt deutlich gestiegenen Ölpreise könnten es der US-Notenbank Fed allerdings auch ermöglichen, doch schon auf ihrer nächsten Sitzung im September die Zinsen anzuheben. Dies würde zwar den Goldpreis kurzfristig belasten. Die Unsicherheit und Hängepartie über den Zeitpunkt des ersten Zinsschritts wäre dann aber beendet und ein wesentlicher Belastungsfaktor für den Goldpreis würde wegfallen.
Indien hat laut Angaben der für die Handelsstatistik zuständigen Behörde im Juni 56,6 Tonnen Gold importiert, 27% weniger als im Vorjahr. Im zweiten Quartal lagen die Einfuhren mit 212,6 Tonnen 23% über dem Vorjahresniveau. Das aktuelle Importvolumen deckt sich in etwa mit den vor wenigen Wochen veröffentlichten Daten des World Gold Council (WGC). Gemäß WGC hat Indien im ersten Halbjahr 432 Tonnen Gold importiert. Die vom WGC erwarteten Goldeinfuhren von 900 bis 1.000 Tonnen im Gesamtjahr setzen somit eine deutlich stärkere Nachfrage in der zweiten Jahreshälfte voraus.
Öl
Die Ölpreise legten gestern den dritten Tag in Folge kräftig zu. Brent verteuerte sich um weitere 8%, WTI um 9%. Zu Beginn des gestrigen Handelstages sah es nicht nach einem erneuten kräftigen Preisanstieg aus, denn die Ölpreise lagen zeitweise mit 3% im Minus. Erst während des späteren US-Handels legten die Preise deutlich zu.
Seit Donnerstag letzter Woche bis einschließlich gestern verzeichnete Brent einen Preisanstieg um gut 25%. Bei WTI beläuft sich das Plus auf mehr als 27%. Beides entspricht jeweils dem stärksten 3-Tagesanstieg seit August 1990. Damals hatte der Einmarsch des irakischen Diktators Saddam Hussein in das benachbarte Kuwait die Ölpreise in die Höhe schnellen lassen.
Den Monat August schlossen die Ölpreise nach dem massiven Anstieg in den letzten drei Handelstagen letztlich mit einem Plus von ca. 4% ab, nachdem nach den ersten drei Wochen noch ein Minus von bis zu 20% zu Buche stand. Dieser Preisrückgang war nicht auf eine Änderung der Fundamentaldaten seit Ende Juli zurückzuführen, sondern in erster Linie auf überzogene China-Sorgen. Somit sind die Ölpreise lediglich auf ihr Niveau von Ende Juli zurückgekehrt, wofür es nachvollziehbare Gründe gibt. Denn die Ölnachfragedaten aus China zeigten bis zuletzt keinerlei Schwäche an.
Auslöser für den gestrigen Preissprung war ein Bericht der US-Energiebehörde EIA, wonach die US-Rohölproduktion zwischen April und Juni deutlich stärker gefallen ist als erwartet. Demnach lag die Produktion im Juni bei 9,3 Mio Barrel pro Tag, d.h. 250 Tsd. Barrel pro Tag niedriger als bislang geschätzt. Zudem signalisierte die OPEC in einem Bericht die Bereitschaft, mit Nicht-OPEC-Produzenten über preisunterstützende Maßnahmen sprechen zu wollen.