Der Vorstandsvorsitzende des drittgrößten deutschen Gasimporteurs VNG, Ulf Heitmüller, hat vor schwerwiegenden Konsequenzen für sein Unternehmen und die Gasversorgung in Deutschland gewarnt, falls die in die Kritik geratene Gasumlage nicht eingeführt werden sollte. "Ohne die Gasumlage werden wir unser Geschäft nicht wie bisher weiterführen und damit auch unserem Versorgungsauftrag nicht mehr nachkommen können", sagte Heitmüller dem "Redaktionsnetzwerk Deutschland" und der Leipziger Volkszeitung (LVZ). "Unser Wohl und Wehe hängt stark von der Gasumlage ab", so der Manager weiter.
"Darüber hinaus kann es sein, dass wir je nach weiterer Entwicklung weitere stabilisierende Maßnahmen benötigen", fügte er hinzu. Er rechne für sein Unternehmen mit einem niedrigen einstelligen Milliardenbetrag aus der Umlage, erklärte Heitmüller weiter. Auf die Frage, ob ohne dieses Geld eine Insolvenz drohe, sagte er: "Theoretisch stünde ohne Gasumlage die Handlungsunfähigkeit im Raum. Aber da wir für die Versorgung der Menschen in Deutschland systemrelevant sind, würden wir wohl den Weg von Uniper gehen und eine Rettung durch den Staat beantragen."
Die Ersatzbeschaffung für die ausbleibenden russischen Gaslieferungen kosteten VNG einen niedrigen bis mittleren zweistelligen Millionenbetrag täglich, erklärte Heitmüller. "Kein Unternehmen kann einen solchen Kapitalabfluss auf Dauer durchhalten. Deshalb brauchen Importeure wie wir ja neben einer Unterstützung durch die Anteilseigner auch die Maßnahmen des Energiesicherungsgesetzes und insbesondere die Gasumlage." Die von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) angekündigte Bedingung, das Unternehmen, die staatliche Hilfe in Anspruch nehmen, auf die Ausschüttung von Boni verzichten müssen, steht laut Heitmüller einer Unterstützung seines Unternehmens nicht im Wege. "VNG wird in diesem Jahr einen dramatischen Verlust schreiben, mit Sicherheit im dreistelligen Millionenbereich. Bei einer derartigen Zielverfehlung hat sich die Frage der Boni auf Vorstandsebene ohnehin erledigt", sagte er.
Zweifel an der Hilfsbedürftigkeit der VNG, die mehrheitlich dem hochprofitablen Energiekonzern EnBW gehört, wies Heitmüller zurück. "Die EnBW ist zwar unser Mehrheitsaktionär, aber 25 Prozent der VNG-Anteile sind im kommunalen Besitz. Ganz überwiegend sind das ostdeutsche Kommunen", sagte er. Und weiter: "Ich kann nicht einfach in Karlsruhe anrufen und sagen: Überweist mir mal eine Milliarde oder mehr. Wenn, ginge das nur über eine Kapitalerhöhung, und dann müssten unsere kommunalen Eigner ebenfalls eine Menge Geld in die Hand nehmen, wenn der Anteil Ostdeutschlands an der VNG nicht verwässert werden soll."
Es gehe bei der Gasumlage nicht darum, einige systemrelevante Unternehmen zu retten, sondern um die Stabilisierung des Gasmarktes und die Rettung von Deutschlands Stadtwerken, betonte Heitmüller. "Unsere Verträge hätten es zugelassen, die gekürzten Liefermengen an unsere Kunden weiterzureichen. Dann hätten Hunderte Stadtwerke unter chaotischen Bedingungen versuchen müssen, sich am Weltmarkt Gas zu beschaffen", führte er aus. "Um das zu verhindern, sind wir Importeure in Vorleistung gegangen. Der Bund muss deshalb nur vier und nicht bis zu 900 Unternehmen retten", so der Manager. "Wir haben unseren Teil der Abmachung erfüllt."
Foto: Erdgas, über dts Nachrichtenagentur