Das Schulden-Kartenhaus kommt langsam ins Wackeln. Doch wann genau es in sich zusammenfällt, ist schwer zu prognostizieren.
Von Carsten Englert
Kritische Beobachter warnen schon lange davor. Derzeit ist die Angst davor wieder groß. Seit einiger Zeit wird das Wirtschaftswachstum hauptsächlich über Verschuldung angetrieben. Dieser Trend wurde durch die Mega-Expansive Geldpolitik in den letzten Jahren nochmals massiv befeuert. Doch es leuchtet wohl jedem ein, dass dieses „System“ nicht ewig so weiter gehen kann.
Wenn man über seine Verhältnisse lebt, wird es irgendwann zum Big Bang kommen. Solange die Weltwirtschaft gut wächst, ist das alles kein Problem, dann wird genug erwirtschaftet, um die Schulden auch zu bedienen. Doch wenn es – wie es aktuell aussieht – zu einer starken Abschwächung kommt, kann das Schulden-Kartenhaus schnell zusammenbrechen.
Zum quantitativen Verständnis: Im Jahr 2000 betrug der globale Schuldenberg noch 87 Billionen Dollar. Eine unfassbare Summe. Doch es wird noch unfassbarer! Im Jahr 2014 waren wir schon bei 199 Billionen Dollar angekommen! Um gigantische 112 Billionen Dollar sind die globalen Schulden in 14 Jahren gestiegen.
Zum Vergleich: 2014 hat das globale BIP 77,3 Billionen Dollar erreicht. Das ergibt eine Verschuldungsquote von 257 Prozent des Bruttoinlandproduktes, wobei die Bezeichnung „Inland“ in diesem Fall natürlich irreführend ist. Angefeuert wurde die Entwicklung durch die im Jahr 2000 aufgrund der geplatzten Internetblase radikal gelockerte Geldpolitik. Nach der geplatzten US-Immobilienblase im Jahr 2008 wurde die Geldpolitik nochmals viel stärker gelockert und somit ein stärkerer Anreiz geschaffen, noch mehr Schulden zu machen.
Irgendwann wird dieses Kartenhaus zusammenbrechen. So viel ist klar. Klar ist auch, dass die Notenbanken es immer versuchen werden, es zu verhindern. Doch das ist nicht möglich. Es kann nur jedes Mal hinausgeschoben werden. Und mit jedem Mal, wo es hinausgezögert wird, wird der Impact dafür umso heftiger werden, der dann am Ende folgt, wenn das Ende der Sackgasse erreicht ist. Wann das sein wird, kann man ex ante nicht genau sagen. Wird es jetzt schon passieren?
Fakt ist, dass die Waffen der Notenbanken schon starke Abnutzungserscheinungen zeigen. Viele sind auch noch mitten im Einsatz und können daher gar nicht mehr zur Abwehr des Totalschadens eingesetzt werden. Die Amerikaner können immerhin das Quantitative Easing wieder auspacken, nachdem es vor einiger Zeit auf null gefahren wurde. Wann das Ende des Schulden-Schneeballsystems erreicht sein wird, kann man nicht vorhersagen. Doch was man mit Sicherheit sagen kann: Es wird der totale Albtraum werden!
Anleger sollten daher stets auf der Hut sein und entsprechende Vorsichtsmaßnahme ergreifen und niemals bis zum Anschlag investiert sein. Das kann ansonsten teuer werden. Das geflügelte Wort „Cash is King“ gewinnt wieder zunehmend an Bedeutung. Eine Möglichkeit ist auch, sich dauerhaft einen far-out-of-the-money Put-Optionsschein sozusagen als „Versicherungs-Schein“ ins Depot zu legen.