Der Militärputsch in Niger stellt den Westen vor große Herausforderungen. Vordergründig geht es um die Erhaltung der Demokratie, tatsächlich geht es um die umfangreichen Uranvorkommen. Die Wagner Gruppe ist in Niger aktiv, um den Einflussbereich Russlands auszuweiten.
von Andreas Männicke
Der Militärputsch in Niger stellt den Westen vor große Herausforderungen. Vordergründig geht es für Frankreich dabei um die Erhaltung der Demokratie und Freiheit, in Wahrheit geht es um die umfangreichem Uranvorkommen, die Frankreich dringend für die Atomkraftwerke benötigt. Nicht wenige in Niger fühlen sich durch den Westen und hier vor allem durch Frankreich bevormundet.
Das Geld aus dem Rohstoffvorkommen bleibt nicht im eigenen Land, sondern geht auf das Konto von ausländischen Konzernen, die die Rohstoffe dort abbauen. Viele afrikanische Länder sind vom Westen, auch den USA enttäuscht und neigen jetzt mehr zu neuen Partnerschaften mit China und Russland. Die Wagner Gruppe ist in Niger, Burkina Faso und Mali aktiv, um den Einflussbereich Russlands auszuweiten. Es wäre nicht verwunderlich, wenn es demnächst einen neuen Stellvertreterkrieg in Niger gibt.
BRICS Summit am 22. August in Johannesburg mit neuen Weichenstellungen
Am 22. bis 24. August findet das „BRICS“-Treffen mit Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika in Johannesburg statt, wo eine neue teilgoldgedeckte Währung auf Kryptobasis entstehen soll, die später einmal auch den US-Dollar Konkurrenz machen soll. Anfang August hat die US-Rating-Agentur Fitch das Rating der US-Staatsanleihen wegen zu hoher Verschuldung heruntergestuft, was durch als erstes Warnzeichen verstanden werden kann. Die neue BRICS-Währung soll die US-Dollar-Dominanz vermindern, wobei schon jetzt viele Ländern dazu übergehen, nicht mehr den US-Dollar als Handelswährung zu verwenden. Bei der BRICS-Währung soll der Renminbi die dominante Währung werden, die vielfach auch schon als Handelswährung genommen wird. Ob sich dann die USA später noch so hohen Leistungs- und Handelsbilanzdefizite erlauben kann, bleibt abzuwarten.
Jetzt auf Osteuropa setzen
Durch die stark gestiegenen Zinsen der Notenbanken drohen nun sowohl die USA als auch die EU in eine Rezession im zweiten Halbjahr zu gleiten. Demgegnüber haben osteuropäische Länder immer noch fast doppelt so hohe Wachstumsraten wie westeuropäische und dabei eine wesentlich geringere Staatsverschuldung, man kann schon sagen im Durchschnitt eine halb so hohe Staatsverschuldung. Schon deswegen sollte der Anleger jetzt auch einen Blick auf Aktien aus Osteuropa zu werfen.
Unterschiedliche Prognosen für die russische Wirtschaft
Allen Unkenrufen zum Trotz entwickelt sich auch die russische Wirtschaft trotz der größten Sanktionen, die jemals ein Land bekommen hat, jetzt wesentlich besser, als sich westliche Politiker und Medien erhofft haben. Sie entwickelt auch aber auch besser als dies in westlichen Medien dargestellt wird. Selbst der IFW sieht jetzt Russland auf Wachstumskurs (+0.7 Prozent) während Deutschland in eine Rezession (-0,3%) schlittert.
Die OPEC, die Weltbank, die UN, die EU-Kommission und viele westliche Wirtschaftsinstitute und Banken prognostizieren hingegen eine Rezession für Russland in diesem Jahr. Aber schon im letzten Jahr wurden im Nachhinein die Schätzungen immer mehr den russischen Prognosen und Zahlen angepasst haben. Schon im letzten Jahr betrug das Minus des BSP nur 2,1 Prozent und nicht wie der deutschen Wirtschaftsminister und Kinderbuchautor Robert Habeck prognostiziert minus 10 Prozent.
Überhitzung der Konjunktur in Teilbereichen in Russland
Die russische Notenbank macht in der Regel sehr konservative, aber auch genaue Prognosen. Die russische Notenbank erhöhte in ihrer letzten Prognose das geschätzte BSP-Wachstum auf 1,5 Prozent für 2023. In Teilbereichen gibt es sogar wegen der sehr hohen Kapazitätsauslastung eine Überhitzung. Die Hauptgründe für das relativ hohe Wachstum sind neben der „Kriegswirtschaft“, also die verstärkte Rüstungsproduktion, auch der Anstieg des Verbrauchs der privaten Haushalte und des Staates.
Auch aufgrund des Basiseffektes, also dem Einbruch der Konjunktur wegen des Kriegs und der Sanktionen im letzten Jahr stiegen einige Bereiche besonders stark an wie im Juli die Herstellung von Kraftfahrzeugen um 53 Prozent, die in der Metallurgie um 46 Prozent, wie die Herstellung von Möbeln um 34 Prozent, wie die Herstellung von elektronischen Geräten um 32 Prozent, wie die Herstellung von Luftfahrzeugen und Schiffen um 26 Prozent und im Maschinenbau um 15 Prozent.
Hohe Kapazitätsauslastung und schwacher Rubel sorgt für mehr Inflation in Russland
Die Kapazitätsauslastung ist auf einem historischen Rekordhoch von 81 Prozent im Juli. Die Arbeitslosenquote ist mit 3,9% auf einem historischen Rekordtief. Die Inflation stieg zuletzt wieder etwas auch wegen dem sehr schwachen Rubel und der importierten Inflation. Bis Jahresende werden Inflationsrate von 5 bis 6 Prozent erwartet, also so ähnlich hoch wie in der EU. Russland befindet sich jetzt durch den Krieg und die Sanktionen im Umbruch.
Ein wichtiges Element ist die Importsubstitution, also viele Produkte selbst im eigenen Land herstellen, was in der Landwirtschaft schon sehr gut funktioniert. Russland ist in vielen Bereichen in der Landwirtschaft autark. Russland avancierte sogar zum größten Getreideexporteur der Welt. Daher ist Russland jetzt auch in der Lage, Getreide kostenlos an einige afrikanischen Länder zu schicken, nachdem das Getreideabkommen mit der Ukraine aufgekündigt wurde.
China wird zum wichtigsten Handelspartner für Russland
Dennoch muss Russland den Export von Europa nach Asien umschwenken, was rein logistisch nicht von heute auf morgen geht. Der Bau von neuen Pipelines nach China wird noch einige Jahre benötigen, nachdem die Pipeline nach Europa kaum ausgelastet sein werden oder ganz stillgelegt werden. China wird zum bedeutendsten Handelspartner mit einem Außenhandelsvolumen von 200 Mrd. USD, aber gerade im Energieexport wird nun auch Indien ein zunehmend wichtiger Abnehmer, insbesondere von Öl. Dennoch wird der Leistungsbilanzüberschuss um fast 90 Prozent auf 27 Mrd. USD dezimiert und der Handelsbilanzüberschuss von 300 auf 100 Mrd. USD gesenkt, was wiederum den Rubel schwächte. Da die Ölpreise jetzt wieder ein wenig anstiegen, könnte auch wieder Gelder in den Wohlstandsfonds fließen, der im Moment das Haushaltsbilanzdefizit finanziert.
Hohe Kapitalflucht und schwache Leistungsbilanz schwächt den Rubel
Der Rubel schwächte sich aber auch durch die anhaltende Kapitalflucht ab. Im letzten Jahr betrug der Nettokapitalabfluss 239 Mrd. USD, was historischer Rekord ist. Die Gelder gingen vorrangig in die GUS-Länder wie Armenien, Georgien und Kasachstan, aber auch in die Türkei, wohin wegen der Teilmobilmachung im September 2022 auch viele Fachkräfte flüchteten, was zu einem Arbeitskräftemangel führte, vor allem im IT-Sektor.
Russische Banken mit Rekordgewinnen
Dennoch beträgt das Haushaltsbilanzdefizit nur 2,5 Prozent des BSP, womit Russland die Maastricht-Kriterien erfüllen würde, übrigens auch bei der Staatsverschuldungsquote von nur etwas über 20 Prozent. Russland hat weiterhin genug Mittel, um den Krieg zu finanzieren. Die meisten Rubelanleihen des Staates kaufen die Großbanken Sberbank, VTB Bank und Gazprombank auf, die übrigens in diesem Jahr neue Rekordgewinne machen werden. Im ersten Halbjahr verdienten russische Banken mit 1,7 Bio. Rubel so viel wie noch nie, auch durch der hohen Zinsüberschuss. Im letzten Jahr verloren sie freilich mit 1,5 Bio. Rubel so viel wie noch nie. Aufgrund der Gefahr steigender Inflationsraten erhöhte die russische Notenbank die Leitzinsen zuletzt um sogar einen Prozentpunkt auf 8,5 Prozent.
Kein Exodus von ausländischen Unternehmen und Produkten in Russland
Es ist nicht richtig, wenn es in westlichen Medien behauptet wird, die meisten ausländischen Unternehmen würden Russland verlassen und wer dort bleibt, wird nur enteignet. Es gibt zwar viele amerikanische und deutsche Großkonzerne, die Russland notgedrungen verlassen haben wie McDonalds, Ikea, VW, Siemens und auch Wintershall. Auch westliche Banken und große Wirtschaftsprüfungsgesellschaften sowie Rechtsanwaltskanzleien haben ihre Filialen in Russland geschlossen mit Ausnahme der Raffeisen Bank International, die noch im Zweifel hat, ihre Assets in Russland zu verkaufen, obwohl politisch von der EU und den USA ein enormer Druck auf die Gesellschaft ausgeübt wird. Wenn ausländische Unternehmen jetzt ihre Assets in Russland verkaufen wollen, müssen sie ein Abschlag von mindestens 50 Prozent in Kauf nehmen. Es gab Quasi-Enteignungsfälle bei Danone und Carlsberg, wo die Assets fast wertlos wurden.
Die Mehrheit der ausländischen Unternehmen bleibt in Russland
Aber die Mehrheit der ausländischen und auch deutschen Unternehmen blieben in Russland und verdienen dort auch gutes Geld. Angeblich haben nur 6 Prozent der deutschen Firmen Russland effektiv verlassen. Es gibt also keinen Exodus von ausländischen Firmen wie viele westliche Medien berichten. Weiter aktiv in Russland sind u.a. Bayer, Bosch, Claas, Ehrmann, Metro, Globus, Knauf, Liebherr, Heidelberger Materials, Ritter Sport und Stada.
Neue Investitionen werden zwar zurückgestellt. Es herrscht in Russland auch keine Mangelwirtschaft. Es sind fast alle Produkte noch erwerbbar, wenn auch zu höheren Preisen. Dies kann sich durch die Sanktionierung von Ländern, die Parallelimporte für Russland fördern, aber demnächst weniger werden wie vor alle Hardware-Produkte aus dem Westen. So weit wie möglich füllt China jetzt die Lücke mit Produkten, vor allem bei Autos, aber überall ist das nicht möglich.
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