Das Benko Imperium implodiert. Milliarden stehen im Feuer. Mittendrin willfährige Politiker, die Zig Millionen spendierten. - Die Hintergründe, wie das Berliner KaDeWe, das Alsterhaus in Hamburg und das Oberpollinger in München abgzockt wurden und deshalb pleite gingen.
Die insolvente KaDeWe-Gruppe, in der der Signa-Konzern des Österreichers René Benko das KaDeWe in Berlin, das Alsterhaus in Hamburg und das Oberpollinger in München gebündelt hat, schreibt seit vielen Jahren Verluste. Das zeigen Daten, die dem SPIEGEL vorliegen. Verbuchten die Luxuswarenhäuser der KaDeWe Group in dem Ende September 2015 abgelaufenen Geschäftsjahr demnach zusammen noch ein moderates Minus von 8,5 Millionen Euro, rutschte das Unternehmen anschließend beinahe jedes Jahr tiefer in die Miesen und häufte 2022 sogar 72,7 Millionen Euro Verlust an.
Ein Grund dafür waren die Mietzahlungen an den Signa-Konzern. 2014/15 betrugen die kurz- und langfristig fälligen Miet- und Leasingverpflichtungen der KaDeWe-Händler für die Häuser rund 2,8 Milliarden Euro, bis 2022 war die Summe schon auf 3,4 Milliarden angestiegen.
»Es ist eine Riesensauerei, dass Signa sehenden Auges durch überhöhe Mieten die Kaufhäuser in die Insolvenz getrieben hat«, kritisiert der Hamburger SPD-Politiker Markus Schreiber.
Mehrfach warnte die Geschäftsführung in ihren Bilanzen davor, dass die Firma »bilanziell überschuldet« sei. Im 2022 abgelaufenen Geschäftsjahr verbuchte das Unternehmen einen nicht durch Eigenkapital gedeckten Fehlbetrag von 92,3 Millionen Euro, sieben Jahre zuvor waren es indes auch schon 16,7 Millionen Euro. Hilfen des Gesellschafters Signa, etwa durch Darlehen, hielten die Luxushäuser demnach jahrelang über Wasser.
Dennoch bürgten 2020 die Bundesregierung, Berlin, Bayern und Hamburg gemeinsam mit 81 Millionen Euro für einen Kredit über 90 Millionen Euro an die KaDeWe Group, mit dem die laufende Geschäftstätigkeit finanziert wurde: Den größten Batzen trägt nach SPIEGEL-Informationen der Bund, der 45 Prozent des Risikos übernommen hat, also 40,5 Millionen Euro. Danach kommt das Land Berlin mit 32,9 Prozent (29,6 Millionen Euro). Bayern sprang mit 6,7 Prozent (6 Millionen Euro) bei, Hamburg mit 5,4 Prozent (4,9 Millionen Euro). Das zeigen Dokumente, die dem SPIEGEL vorliegen. Die Aufteilung der Bürgschaftssumme zwischen den Ländern verlief dabei anhand der jeweiligen Vollzeitstellen.
Weder das Bundeswirtschaftsministerium noch die Länder wollten zu den Bürgschaften Stellung nehmen und verwiesen auf Vertraulichkeit. Zumindest, so heißt es inzwischen, soll die Firma etwa ein Drittel des Kredits bereits getilgt haben.