„Die Sparkasse sagt, wir bekommen keinen Kredit mehr für eine neue Heizung, unsere Renten sind zu niedrig“.
von Meinrad Müller
Besuch in Kleinhofbergen. Der 74-jährige Waldemar lehnt sich in seinem Sessel zurück, neben ihm sitzt die ein Jahr ältere Ingeborg. Das Nachmittagslicht fällt sanft durch das Fenster, taucht den Raum in ein warmes Licht und erinnert an die vielen Jahre, die sie gemeinsam in ihrem Häuschen verbracht haben. Doch heute lag ein Hauch von Traurigkeit in ihren Augen, als sie begannen, dem Zeitungsreporter ihre Geschichte zu erzählen.
"Es war 1980", begann Waldemar mit leiser, aber stolzer Stimme. "Damals war ich noch Briefträger und Ingeborg arbeitete halbtags in der örtlichen Bäckerei. Wir träumten schon lange von einem eigenen Häuschen, und plötzlich schien dieser Traum in greifbare Nähe gerückt zu sein". Ingeborg nickte, ein leichtes Lächeln umspielte ihre Lippen, als sie sich erinnerte. "Die Grundstücke auf dem Land waren für Leute wie uns noch erschwinglich. Und als wir von der Sparkasse grünes Licht für die Finanzierung bekamen, wussten wir, dass unser Traum Wirklichkeit werden könnte."
Waldemar fährt fort: "In unserer Familie gab es einige handwerklich begabte Köpfe. Mein Cousin war Maurer und Ingeborgs Bruder ein begabter Elektriker. Ohne lange zu überlegen, boten sie ihre Hilfe an. Es war eine andere Zeit. Man half sich, ohne die Stunden zu zählen. Es ging um Freundschaft und Familie. "Um die Baugrube auszuheben, mieteten wir einen Bagger. Ich weiß noch, wie die Jungs aus meinem Fußballverein und dem Musikverein an einem Samstagmorgen kamen, um die Betonplatte zu gießen. Das war für sie keine Arbeit, sondern ein Abenteuer", lacht Waldemar.
Und Ingeborg ergänzt: "Und so stand nach einem halben Jahr unser Rohbau. Das war ein Tag, den ich nie vergessen werde. Wir haben alle zusammen gefeiert, als wäre es das größte Fest des Jahrhunderts. "Die nächsten zwei Jahre haben wir Hand in Hand gearbeitet", sagt Waldemar. "Jede freie Minute wurde genutzt. Und Ingeborg, meine Beste, war immer an meiner Seite, voller Tatendrang und Mut". Ingeborgs Augen glänzten feucht, als sie erzählte: "Kurz vor Weihnachten 1982 zogen wir ein. Unser erstes Weihnachten in diesem Haus und ein Jahr später waren wir zu dritt. Das sind Momente, die man nicht vergisst. Wir waren ein Teil der Gemeinschaft, aus der man nicht mehr wegzieht".
"Und damals", fährt Waldemar fort, "haben wir uns für eine Ölheizung entschieden. Das war modern und versprach behagliche Wärme für unser Haus." Sie sahen sich an, beide von den Jahren gezeichnet, aber ihre Augen leuchteten, als sie in Erinnerungen schwelgten. "Das war unsere Geschichte. Unser kleines Häuschen, gebaut mit den Händen von Freunden und Familie. Eine Zeit, in der Zusammenhalt alles war."
„Und jetzt nehmen uns die Politiker alles weg“, weint Ingeborg. „Die Sparkasse sagt, wir bekommen keinen Kredit mehr für eine neue Heizung, unsere Renten sind zu niedrig“, schimpft Waldemar. „Und verkaufen können wir sie auch nicht, selbst wenn wir müssten. Und Deutschland soll die Welt retten? Im Fernsehen war zu sehen, dass China an einem Tag mehr CO2 macht, als Deutschland in einem Jahr einspart. „Ich glaube“, fügt Ingeborg hinzu, „die wollen uns nur quälen, damit sie unser Häuschen billig ersteigern können. Diese arbeitsscheuen Tagediebe aus der Großstadt“.