Kein Strom, Stau vor den Ladestationen, sinkende Beliebtheit: Gerät die Mobilitätswende ins Stocken? Die Regierung hat in Bezug auf E-Autos zwar ehrgeizige Ziele ausgerufen, diese sind aber offensichtlich kaum erfüllbar.
Die Verkehrswende ist eine zentrale Herausforderung des 21. Jahrhunderts, besonders für ein traditionsreiches Autoland wie Deutschland. Da am 19.04.2024 die neuen Daten des Kraftfahrt-Bundesamtes veröffentlicht wurden, untersuchen wir mit unserer Studie “Autonation im Wandel 2024” die aktuellsten Daten zum Bestand und den Neuzulassungen von E-Autos in Deutschland. Diesmal wollen wir auch besonders beleuchten, was sich im Vergleich zum Vorjahr verändert hat.
Die wichtigsten Erkenntnisse der Studie:
- Unerreichbare Ziele?: Die Bundesregierung hat als Ziel ausgerufen, dass 15 Millionen E-Autos auf Deutschlands Straßen sein sollen – bis 2030. Unsere Prognose ergibt zum Dezember 2030 ca. 4,4 Millionen E-Autos auf deutschen Straßen.
- Anfangsstadium der Mobilitätswende: Trotz eines Bestands (Stand 01.01.2024) von 1.408.681 E-Autos in Deutschland, was 2,86 % der Gesamtzulassungen entspricht, bleibt das ambitionierte Ziel der Bundesregierung von 15 Millionen E-Autos bis 2030 eine gewaltige Herausforderung. Der Anteil der E-Autos wächst, allerdings um nicht mal einen Prozent.
- Wandel im Stocken?: Die Neuzulassungen von E-Autos hinken hinterher und machen dieses Jahr bisher nur 11,7 % der Neuzulassungen aus. Letztes Jahr waren es zu diesem Zeitpunkt (Jan-März 2023) 14,2 %, am Ende des Jahres waren es 18,42 % der Neuzulassungen.
- Der Osten hinkt hinterher: Ein regionales Gefälle zeichnet sich ab, da der Osten mit einem Anteil von nur 1,55 % E-Autos (1,13 % im Vorjahr) deutlich hinter dem Westen, mit 3,10 % E-Autos (2,24 % im Vorjahr), liegt.
- Bayern dominiert das Ranking der Zulassungsbezirke: Bayern glänzt mit acht Bezirken unter den Top-15 der Zulassungsstatistik und stellt zudem zwei der drei am schnellsten wachsenden Bezirke in Sachen E-Auto-Zulassungen. Beides stellen Verbesserungen zum Vorjahr dar!
- E-Autos als Indikator für Wohlstand: Die Verfügbarkeit und Verbreitung von E-Autos korreliert stark mit dem Durchschnittseinkommen der Bundesländer – je höher das Einkommen, desto höher die Anzahl der E-Autos.
- Berlin, unsere E-Hauptstadt: Berlin stoßt München vom Thron, und übernimmt Platz 1 in der absoluten Anzahl an E-Autos.
Zukunft in Gefahr? Deutschlands Ziel bis 2030
Bis 2030 will man 15 Millionen E-Autos auf den Straßen Deutschlands wissen. Zum März 2024 hat man knapp ein Zehntel dieses Ziels, also 1,5 Millionen, erreicht. Das zeigt, dass es noch ein weiter Weg ist. Und wie unsere Prognose ergeben hat, wird das Ziel um ca. 10,6 Millionen E-Autos verfehlt. Sollten sich die Trends in Deutschland nicht grundlegend ändern, ergibt die Hochrechnung der aktuellen Zahlen ca. 4,4 Millionen E-Autos bis Januar 2030. Das bedeutet nicht mal ein Drittel des Ziels.
Zwei Faktoren, die hier wahrscheinlich eine Rolle spielen, könnten die weggefallenen Förderungen für E-Autos sein. Im September letzten Jahres ist die Förderung für elektrische Firmenwagen ausgelaufen, und im Dezember stoppte die Bundesregierung die Förderung für private E-Autos.
Global denken, lokal handeln: Der regionale Aufschwung der E-Autos
Die Umstellung auf Elektromobilität findet nicht im Gleichschritt statt – regionale Unterschiede prägen das Bild. Neben den Großstädten wie München, Hamburg und Berlin stechen insbesondere die deutschen Autostädte (Böblingen (Mercedes), Ingolstadt (Audi), Wolfsburg (VW) und München (BMW)) und Zulassungsbezirke von Autovermietungen (Euskirchen, Wiesbaden) als Regionen mit der höchsten E-Auto-Dichte hervor. Hamburg, Hessen und Baden-Württemberg haben weiterhin, so wie letztes Jahr, den höchsten Anteil aller Bundesländer, während alleine Bayern 8 der Top 15 Zulassungsbezirken stellt. Die neuen Bundesländer belegen die letzten 5 Plätze im Ranking im E-Auto-Bestand. Alle Zulassungsbezirke als Tabelle sind hier zu finden.
Unser Fazit
Unsere Analyse zeichnet ein detailliertes Bild der Elektromobilität in Deutschland und enthüllt signifikante regionale Disparitäten, wobei insbesondere der Osten des Landes bei der Adoption von E-Autos hinterherhinkt. Trotz Förderungen haben sich E-Autos als ein Wohlstandsprodukt herauskristallisiert, das vor allem in wohlhabenden Regionen Anklang findet. Die gewerblichen Halter spielen eine tragende Rolle bei der Förderung von Elektrofahrzeugen und tragen maßgeblich zum Wachstum bei. Marktführer wie VW und Tesla dominieren weiterhin den deutschen E-Automarkt, während chinesische Hersteller bisher kaum bis gar keine Rolle spielen.
Was sich auch abzeichnet, ist dass die Geschwindigkeit der Wende abnimmt. Gerade die Prognose zeigt eindrücklich, dass es nicht schnell genug geht, um das Ziel der Bundesregierung zu erreichen.
Quelle: https://www.motointegrator.de/