Größte Internet-Panne der Geschichte: Weltweit kommt es zu massiven IT-Ausfällen, weil sich Windows-Systeme nicht mehr booten lassen. Ursache: Das Cybersicherheitsunternehmen Crowdstrike hatte ein fehlerhaftes Update für seinen Falcon Sensor verteilt.
Es dürfte wohl der größte Internet Crash der Geschichte werden: Ursache ist Crowdstrike, ausgerechnet ein Unternehmen, das für Cybersicherheit zuständig ist. Crowdstrike stellte in seinem Supportportal Informationen zu dem Vorfall bereit, jedoch sind diese nur nach erfolgreicher Anmeldung zugänglich. Auf Reddit stellen einige Nutzer aber Inhalte daraus bereit. Zu sehen ist darin auch ein Workaround, nach dessen Anwendung sich betroffene Rechner wieder starten lassen.
Beheben lässt sich das Problem demnach beispielsweise über den Safe Mode oder die Wiederherstellungsumgebung von Windows. Anwender sollen im Verzeichnis C:\Windows\System32\drivers\CrowdStrike die Datei C-00000291*.sys löschen. Danach lässt sich das System wohl wieder normal starten.
Massive IT-Ausfälle auf der ganzen Welt
Betroffen sind von dem Vorfall zahlreiche Organisationen auf der ganzen Welt. Laut The Guardian gibt es etwa massive Ausfälle bei diversen Banken, Airlines, Telekommunikationsdienstleistern, TV- und Radiosendern und auch in Supermärkten. Nutzerbeschwerden kommen nicht nur aus den USA und Deutschland, sondern ebenso aus Australien, Neuseeland, Indien und vielen weiteren Regionen. Auch der Berliner Flughaften ist von dem Ausfall betroffen.
Die Aktie von Crowdstrike crashe vorbildlich, verlor fast 15 %. Wie die Panne zu Stande kam, ist bis jetzt nicht geklärt. Das Unternehmen gab bekannt, dass man bisher nicht genau wisse, wie man das Problem beheben kann.
Zahlreiche Cloud-Anbieter meldeten ebenfalls Störungen. Dazu gehört auch AWS von Amazon. Die Aktie von Microsoft verlor voraussichtlich fast 3 %, weil das Problem offensichtlich ausschließlich mit Microsoft Anwendungen zu tun hat.
Auch Tesla betroffen
Die weltweite IT-Störung beeinträchtigt auch den US-Elektroautobauer Tesla. Das Unternehmen informierte seine Mitarbeiter in einer Mail von Freitag darüber, dass die Performance einiger Microsoft-Anwendungen Probleme mache, wodurch Mitarbeiter „möglicherweise nicht auf bestimmte Funktionen oder Anwendungen zugreifen können.“ Die Mail liegt dem Handelsblatt vor. Tesla kündigte demnach an: „Wir beobachten die Situation und werden so bald wie möglich ein Update senden.“
Ein IT-Mitarbeiter aus dem deutschen Tesla-Werk in Grünheide schrieb seinen Kollegen einige Stunden später über Microsoft Teams eine Nachricht mit weiteren Details zu der Störung: „Liebes Giga Berlin, liebe Kollegen, wir haben derzeit einen weltweiten Ausfall von Windows-Rechnern, die immer wieder neu starten und einen Blue Screen“ anzeigten. Screenshots der Nachricht liegen dem Handelsblatt vor.
Betroffen von den Problemen seien unter anderem Server, Laptops und Produktionsgeräte. Schuld soll ein „fehlerhaftes Update“ sein. Noch funktionierende Rechner hätten dieses „möglicherweise nie erhalten oder hätten es bereits erfolgreich deinstalliert, bevor weiterer Schaden entstanden ist“, schrieb der IT-Mitarbeiter. Er warnte seine Kollegen, nicht zu versuchen, „selber irgendwelche Workarounds zu finden“. Tesla untersuche das Problem derzeit noch.
Viele Fluggesellschaften und Stellen Betrieb vorerst ein
Die niederländische Fluggesellschaft KLM stellt wegen der weltweiten Computerstörung ihren Flugbetrieb vorübergehend "weitgehend" ein. Das teilte das Unternehmen am Freitagvormittag mit.Unter anderem sei die Flugabfertigung "unmöglich", hieß es von KLM. Man sei sich darüber im Klaren, dass dies für die Kunden und Mitarbeiter insbesondere mitten in der Sommerferienzeit "sehr unpraktisch" sei.