Bundesbank: „Für die Banken ziehen einige dunkle Wolken auf. Wir befinden uns in turbulenten Zeiten“ - wegen Pleiten und Kreditausfällen. Prüfer fordert bessere Qualifikation von Aufsichtsräten bei Sparkassen und Genossenschaftsbanken.
Der für Bankenaufsicht zuständige Bundesbank-Vorstand Michael Theurer hat von Sparkassen und Volksbanken mehr Anstrengungen bei der Besetzung und Fortbildung ihrer Aufsichtsräte gefordert. „Die Qualifikation von Aufsichtsräten ist ein sehr wichtiges Thema für die Bankenaufsicht. Die Institute sind verantwortlich dafür, sicher zu stellen, dass geeignete Personen für den Aufsichtsrat gefunden werden“, sagte Theurer dem Handelsblatt in seinem ersten Interview als Bundesbank-Vorstand. „Sollte es bei der Qualifikation Lücken geben, müssen diese durch Schulungen und etwaige weitere Maßnahmen geschlossen werden“, so Theurer. „Ich habe eine klare Ansage gemacht, dass sich Sparkassen und Genossenschaftsbanken stärker um dieses Thema kümmern müssen.“
Nach mehreren Problemfällen bei Volksbanken wie der Volksbank Bad Salzungen Schmalkalden, der Volksbank in Dortmund sowie der Volksbank Düsseldorf Neuss, ist in der Branche eine Debatte darüber entbrannt, ob in den Aufsichtsräten kleinerer Institute genug Experten sitzen, um den Vorständen bei riskanten Geschäften Paroli zu bieten.
Für die Bankenbranche insgesamt rechnet Theurer mit wachsenden Herausforderungen. „Für die Banken ziehen einige dunkle Wolken auf. Wir befinden uns in turbulenten Zeiten“, sagte er. Die Branche müsse sich „2025 auf mehr Kreditausfälle und härtere Zeiten einstellen“. Die Banken hätten aber 2023 „hervorragend und im laufenden Jahr immer noch sehr gut verdient“. Das gebe ihnen Spielraum, um Vorsorge für schlechtere Zeiten im Kreditgeschäft zu treffen. „Darauf achten wir bei unseren Bankprüfungen genau“, sagte Theurer.
Eine Übernahme der Commerzbank durch den italienischen Konkurrenten Unicredit würde nach Theurers Einschätzung keine Verschlechterung der Kreditversorgung deutscher Unternehmen mit sich bringen: „Ich sehe diese Gefahr nicht. Und ich finde es falsch, eine solche Debatte entlang nationaler Kategorien zu führen. Im Euro-Raum gibt es schließlich seit 2014 eine einheitliche Bankenaufsicht und gemeinsame Vorschriften. Das soll einen fairen Wettbewerb zu gleichen Bedingungen schaffen, an dem in Deutschland auch ausländische Institute teilnehmen.“