Lieber Leser,
nun also auch Aurelius!
Normalerweise bringt man den Begriff „Gotham City“ mit der „Batman“-Saga in Zusammenhang: Schließlich lautet so der Name der Heimatstadt der Figur aus den berühmten Marvel-Comics. Mir ist nicht bekannt, ob sich der Manager des „Gotham City Research LLC“-Hedgefonds wie Batman fühlt. Aber offensichtlich fühlt er sich dazu berufen, der Comic-Figur nachzueifern und „gegen das Böse“ zu Felde zu ziehen.
Bleibt die Frage, ob Aurelius tatsächlich „böse“ ist. Das Unternehmen sieht sich zumindest nicht in dieser Rolle, wie die gestern veröffentlichte Gegendarstellung zu den Vorwürfen von Gotham City Research belegt. Dabei ist die Intention ohnehin klar und nicht anders als beispielsweise bei Wirecard oder Ströer im vergangenen Jahr:
Es geht schlicht und ergreifend um die Manipulation des Aurelius-Kurses, um mit zuvor aufgebauten Leerverkaufspositionen Geld zu verdienen. Diesmal lief es besonders dreist: Der Hedgefonds hatte am vergangenen Freitag, den 24. März zu Kursen zwischen 66,23 Euro und 67,00 Euro eine Leerverkaufsposition in Höhe von 0,61% des Aurelius-Streubesitzes aufgebaut (Quelle: Bundesanzeiger). Nur 4 Tage später veröffentlichte er eine ganze Liste mit Betrugsvorwürfen und kam daraufhin zu einer „Wert“-Einschätzung der Aurelius-Aktie von gerade einmal 8,56 Euro.
In einer ersten Reaktion brach die Notierung am Dienstag von 65,10 Euro auf bis zu 44,10 Euro ein. Zur Wochenmitte erholt sich der Kurs zwar auf rund 50,00 Euro, notiert aber weiterhin mit einem Abschlag von rund -23% unter dem Schlusskurs vom Montag. Gleichwie:
Für den „Batman“-Hedgefonds ein feiner Buchgewinn in kurzer Zeit, für die Aktionäre ein herber Verlust. Aber wie für Hedgefonds üblich, werden sie gerne und schnell gierig: Gestern wurde die Leerverkaufsposition auf 0,80% des Aurelius-Streubesitzes aufgestockt. Und genau darin liegt die Gefahr:
Das Handeln von Gotham City Research signalisiert Ihnen nämlich, dass der Hedgefonds wohl noch weitere Attacken plant. Zwei andere Hedgefonds nutzten den gestrigen Kursrutsch immerhin dazu, ein wenig Kasse zu machen und senkten ihre Quoten von 0,54% auf 0,23% bzw. von 0,75% auf 0,69%. Allerdings bleiben sie mit einem nicht unwesentlichen Teil ihrer Leerverkaufsposition weiter investiert.
Insgesamt liegt der Anteil der Leerverkaufsposition bei 2,3% des Streubesitzes, verteilt auf 4 Hedgefonds. Das ist zwar signifikant weniger als beispielsweise bei Wirecard: Allerdings deuten neben den genannten Hedgefonds-Aktivitäten auch die nicht vollständige Kurserholung darauf hin, dass die Short-Attacke noch nicht beendet ist. Denn:
Immerhin halfen weder das umgehende und detaillierte Dementi von Aurelius, noch das gleichzeitig angekündigte, zusätzliche, 50 Mio. Euro umfassende Aktienrückkaufprogramm, noch die heute veröffentlichten, erfreulichen Geschäftszahlen für 2016 inklusive gutem Ausblick auf 2017 dem Kurs nicht auf die Sprünge.