Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble sieht nach dem Beinahe-Crash der Finanzmärkte mit Sorge, dass im Finanzsektor die Raffgier wieder auf dem Vormarsch ist. Schäuble sagte BILD am SONNTAG: “Nicht alle haben begriffen, was da schiefgelaufen ist und dass man so nicht weitermachen kann. Da haben viele den Unterschied zwischen einem gesunden Egoismus und Gier nicht verstanden.
Diese Raffgier zerstört alles, und mich stimmt sehr nachdenklich, dass sie schon wieder um sich greift.“ Der CDU-Politiker fügte hinzu: “Für Banker oder Manager, die rumjammern, weil sie nur vier statt fünf Millionen Euro verdienen, fehlt mir jegliches Verständnis.“
Zugleich mahnte Schäuble die Eliten zu Zurückhaltung: “Die Erfolgreichen haben auch eine besondere Verantwortung den Nicht-so-Erfolgreichengegenüber: Sie müssen vermitteln, dass dieses System fair undgerecht ist. Und dafür braucht es ein gewisses Maß an Zurückhaltung.Damit unsere Gesellschaft zusammenhält, müssen “die da oben“ auch Verständnis für “die da unten“ haben. Das Gefühl, dass esin der Welt gerecht zugeht, darf nicht immer schwächer werden.“
Zum Einwand, dass die Banken mit den höchsten Bonuszahlungendie geringsten Probleme hätten, weil sie die besten Leute beschäftigten, sagte Schäuble: “Das ist objektiv richtig, und das ist auch bei Zeitungen oder Sportvereinen nicht anders. Wer Erfolg hat, kann seine Leute gut bezahlen und umgekehrt. Das ist das Prinzip unseres marktwirtschaftlichen Systems.“
Zur Begründung seines Appells an die Kreditinstitute, Hilfen anzunehmen, sagte der CDU-Politiker: „Die Finanzkrise wird die Welt so stark verändern wie der Fall der Mauer. Die Gewichte zwischen Amerika, Asien und Europa verschieben sich dramatisch. Und diese Entwicklung ist längst nicht zu Ende.“