Beim DAX sieht es dieses Jahr mau aus (-6%). Nur der Dow Jones zeigt ein kleines Plus von rund +6%. An allen Börsen ging es letzte Woche kräftig bergab wegen steigender Zinsen in USA. Frage: Nur Korrektur oder wird es ein ungemütlicher Oktober an den Finanzmärkten?
von Sven Weisenhaus
Während der Durchbruch bei den Verhandlungen um einen Nachfolger für das Nafta-Abkommen die Aktienmärkte in den USA beflügelte (siehe gestrige Börse-Intern) und die Anleger den Dow Jones sowie den Nasdaq100 auf neue Allzeithochs trieben, konnten Euro-Aktien nicht mithalten. Denn hierzulande wurde die Stimmung in dieser Woche durch die Haushaltspläne der italienischen Regierung getrübt.
Italiens Haushaltspläne schüren Angst vor neuer Schuldenkrise
Die Regierungsparteien Italiens kündigten für 2019 ein Haushaltsdefizit von 2,4 % an. Das ist dreimal so viel wie die Vorgängerregierung anvisiert hatte. Zwar liegt das Defizit damit noch unter den 3 %, die laut Maastricht-Regeln erlaubt sind, und es wird wohl auch in den kommenden drei Jahren unter dieser Grenze bleiben, doch Italien sitzt auf einem Schuldenberg von 131 % der Wirtschaftsleistung. Und das ist mehr als doppelt so viel wie erlaubt (60 %). Nur Griechenland, das mit mehreren Milliarden-Hilfsprogrammen gerettet werden musste, ist noch höher verschuldet.
An den Finanzmärkten sorgten die Budgetpläne daher für Verunsicherung. Aus Furcht vor einer neuen Schuldenkrise wurden „sichere Häfen“ wie Bundesanleihen und Edelmetalle gesucht, während der Euro und Aktien aus dem Eurogebiet verkauft wurden. Insbesondere italienische Bankaktien rauschten in die Tiefe. Und die Rendite zehnjähriger italienischer Staatsanleihen kletterte auf über 3 %.
DAX setzt Konsolidierung fort
Für den DAX hatte das aber überschaubare Konsequenzen. Denn der deutsche Leitindex war zuvor schon kurz nach der Leitzinsanhebung der US-Notenbank am Trendhoch bei 12.458,3 Punkten gescheitert (siehe roter Pfeil im folgenden 5-min-Chart) und hatte dann im Grunde lediglich seine vorangegangene, leicht abwärts gerichtete Konsolidierung fortgesetzt (blaue Pfeil), wenn auch unter erhöhter Volatilität.
Und diese Konsolidierung ist aus Sicht der Target-Trend-Methode (siehe folgender Chart) gar nicht ungewöhnlich. Denn demnach hangelt sich der DAX aktuell quasi idealtypisch entlang einer (rot gestrichelten) Konsolidierungslinie der Target-Trend-Methode nach unten (gelber Pfeil).
Dabei ist der deutsche Leitindex heute wieder an die schmale grüne Unterstützungszone herangelaufen, die sich insbesondere aus den Tiefs von Juni und August begründet. Selbst wenn diese Zone unterschritten wird, wäre dies nicht bearish zu werten. Schließlich war der DAX auch zuvor schon bis an die Rechteckgrenze bei 11.880 Punkten gefallen, hatte sich dann aber wieder deutlich erholt.
Konsolidierung im Aufwärtstrend vs. Topformation
Vorsichtig muss man derzeit sein, weil der DAX mit den Tiefs im Umfeld der 11.880er Rechteckgrenze und den fallenden Hochs entlang der Konsolidierungslinie eine Art abfallendes Dreieck zu etablieren scheint. Doch ein echtes abfallendes Dreieck sehe ich darin nicht. Denn die Tiefs liegen auf horizontaler Ebene zu weit verstreut auf unterschiedlichen Niveaus. Daher spricht die aktuelle Konsolidierung eher für eine Pause im übergeordneten Aufwärtstrend.
Dieses Szenario steht allerdings im krassen Gegensatz zu einer nach wie vor auch noch möglichen großen Top-Formation. Daher sollte man sich mit neuen Trades im DAX solange zurückhalten, bis die aktuelle Seitwärtskonsolidierung klar in eine Richtung aufgelöst wird. Da sich der DAX langsam einkeilt und die Kursamplituden kürzer werden, dürfte eine Entscheidung nicht mehr allzu lange auf sich warten lassen. Kommt es dabei zu einem klaren und dynamischen Anstieg über die rot gestrichelte Abwärtstrendlinie, könnte ich mir eine Jahresendrally im DAX vorstellen.
US-Indizes zeigten Freitag deutliche Schwäche
Leider passen die überkauften US-Indizes nicht in dieses Bild. Will der DAX eine Jahresendrally aufs Börsenparkett legen, sollte es zuvor noch etwas abwärts gehen - insbesondere in den US-Indizes. Denn nach einer stärkeren Gegenbewegung könnten die US-Indizes auch noch einmal zulegen und mit ihnen zusammen auch der DAX endlich mal wieder Stärke zeigen.
Passend dazu hat es am Freitag die ersten Anzeichen für eine Schwäche in den US-Indizes gegeben. Grund dafür war ein deutlicher Zinsanstieg bei US-Staatsanleihen. Zehnjährige US-Anleihen notierten mehr als 0,4 Basispunkte über dem Vortagesniveau und erreichten im Tageshoch mit 3,23 % den höchsten Stand seit 2011.
Der S&P 500 war zuvor schon im jeweiligen Hoch von drei Tageskerzen an der oberen Linie seines aktuellen Aufwärtstrendkanals abgeprallt und dann mit der gestrigen Tageskerze unter die steile Aufwärtstrendlinie gefallen (siehe rote Pfeile im folgenden Chart). Kurzfristig liegen damit hier schon einmal klar bearishe Signale vor.
Allerdings macht ein einzelner Tag noch keine ausgedehnte Korrektur. Und in der jüngeren Vergangenheit wurden solche Verluste sehr schnell wieder aufgeholt. Es besteht aber mit dem gestrigen Kursverlauf zumindest die Möglichkeit einer stärkeren Korrektur.
Zumal auch der Nasdaq100 an der oberen Linie seines (inneren) Aufwärtstrendkanals abgeprallt und gestern stärker gefallen ist (siehe roter Pfeil im folgenden Chart).
Kommt es heute zu einer bestätigenden Abwärtskerze, könnte damit die erhoffte Korrektur eingeleitet worden sein. Und vielleicht ist diese dann die Basis für eine Erholungsrally zum Jahresende (Jahresendrally).
Aber noch liegen für einen Einstieg im DAX keine klaren Signale vor. Deshalb sollte man auf klarere Signale warten. Für die DAX-Anleger heißt dies, wie oben bereits erwähnt, warten, bis eine klare Richtungsentscheidung zu erkennen ist.
www.stockstreet.de