Im Zickzackkurs nach unten: Weltbörsen hängen am seidenen Faden. Nach einer Verkaufspanik an der Wall Street letzte Woche ging es am Montag weiter runter. Unsicherheiten insbesondere von politischer Seite verstärken den Abwärtstrend.
DAX 1 Jahr
von Andreas Männicke
Die Wall Street erlebte letzte Woche einen Minicrash - und auch am Montag ging es nach anfänglicher Erholung weiter bergab, was man als „Salami-Crash“ bezeichnen kann.
Sogar relativ gute Quartalszahlen von Alphabet und Amazon wurde negativ aufgenommen. Die kräftigen Kurskorrekturen gab es aber nicht nur an Wall Street, sondern an alle Weltbörsen. Besonders schwach war wieder einmal der DAX, weil hier Italien weiterhin große Sorgen macht. Weitere Kursverluste auf breiter Front sind möglich.
Die Wahlen in Hessen zeigen das gleich Bild wie die Wahlen in Bayern zuvor. Die großen Volksparteien sind am Niedergang. Einige befürchten jetzt sogar „Weimarer“ oder „italienische Verhältnisse“, also und unstabil in westlichen Demokratien. Dies schlägt sich auch an den Weltbörsen nieder, die auch unstabil und äußerst volatil sind.
Technologieaktien an der NASDAQ brechen ein
Fast alle Börsen gaben in der vergangenen Woche erneut nach, was man schon einen „Salami-Crash“ nennen kann. Dabei verloren besonders die Technologieaktien an der NASDAQ-Börse in den USA enorm an Wert, obwohl die Quartalszahlen recht gut waren. So konnte Amazon den Quartalsgewinn zum Vorjahr auf 2,9 Mrd. US-Dollar fast verzehnfachen und auch den Umsatz erheblich steigern und dennoch wurde die Aktie abgestraft.
Amazon, Netflix, Google & Co. kamen auch am Montag weiter unter die Räder.
Ähnlich erging aber auch anderen Technologieaktien. Der NASDAQ Composite Index gab am Montag in der Spitze fast 2 Prozent ab und verlor seit Anfang Oktober fast 1000 Punkte. Ist die Show vorbei?
Am 6. November 2018 finden in den USA wichtig Kongresswahlen statt, wo die Republikaner die hauchdünne Mehrheit im Senat verlieren können. Im Vorfeld gibt es Briefbombenanschläge gegen prominente Trump-Gegner. Das Land bleibt in den USA gespalten, was auch die Anleger verunsichert. Auch der Antisemitismus nimmt in den USA zu wie die Wahnsinnstat in Pittsburgh in einer jüdischen Synagoge mit 11 Toten zeigt. Der Hass nimmt in den USA auch in vielfacher Hinsicht zu, wobei von den Medien wie CNN auch Trump dafür mitverantwortlich gemacht.. Die USA befinden sich nun in der Schockstarre.
Drohen in Deutschland Weimarer Verhältnisse?
Die Markttechnik ist aber ebenso schlecht wie beim deutschen Aktienindex DAX, der am Freitag um 0,97 Prozent auf 11.197 Indexpunkte nachgab und damit in 1 Jahr schon um 14,7 Prozent verlor, während der NASDAQ Comp. Index noch mit 9,3 Prozent in Jahr im Plus ist. Die Landtagswahlen in Hessen bestätigten den allgemein Trend in Europa, dass Volksparteien immer mehr an Vertrauen und Zustimmung verlieren. Die Tage von Angela Merkel dürften gezählt sein und auch der Großen Koalition. Es drohen sogar „Weimarer Verhältnisse“ o
der zumindest italienische Verhältnisse bei 6 Parteien in den Landtagen und im deutschen Bundestag, womit eine Regierungsbildung und Zukunftsgestaltung immer schwieriger wird.
Bayer und Fresenius Medical Care durch Probleme in den USA im freien Fall
Aber auch das verunsichert die Anleger in Deutschland zunehmend, ebenso wie die ungelösten Probleme „Brexit“ und Italien-Verschuldung. Zudem ist die Markttechnik sehr angeschlagen. So kam der Kurseinbruch auch nicht überraschend. Zudem belasten solchen Kursabstürze wie bei Bayer und Fresenius Medical Care wegen der Klagen bzw. Problemen in den USA in den USA.
Der Kurs von Bayer brach im Oktober von 75 auf 66 € und der von Fresenius Medical Care sogar von 90 auf 70 €. Aber auch der neue DAX-Wert und vorherige Anleger-Liebling Wirecard brach von über 180 auf unter 160 € ein, obwohl hier die Zahlen weiter gut sind. Die Nervosität der Anleger wird jetzt offensichtlich immer größer, da bei schlechten Nachrichten weiter Kursverluste drohen. Der „Salami-Crash“ kann sich also fortsetzen.
Goldpreis trotz Erholung immer noch im Minus
Gold konnte nur leicht von 1200 auf 1235 US-Dollar/Feinunze im Hoch zulegen, konnte aber auch bisher nicht sonderlich von den Kursturbulenzen an den Weltbörsen profitieren. In einem Jahr ist der Goldpreis immer noch mit 5 Prozent in USD-Dollar im Minus und auch in Euro nur auf dem Niveau wie zu Jahresbeginn, was Goldanleger enttäuscht. Die meisten Goldaktien befinden sich nach wie vor im Keller.
Auch der Silberpreis stieg nur um 2 Prozent zum Vormonat auf 14,7 US-Dollar/Feinunze; er ist aber auch seit Jahresbeginn mit 13 Prozent im Minus. Auch Kryptowährungen wie der Bitcoin, Ripple oder Ethereum tendieren nur seitwärts, sind als nicht die großen Gewinner des Salami-Crashs an den Weltbörsen bisher.
Russische Ölaktien bleiben Outperformer trotz US-Sanktionen
Der Brentölpreis fiel zwar im Oktober von 86 auf nunmehr 77 USD/Barrel, der russische Aktienmarkt und der Rubel blieben dennoch recht stabil. So ging der RDX-Index. Ein Kunstprodukt der Wiener Börse für russische Aktien, am Freitag mit 2 Prozent nach, er bleibt damit mit 3,4 Prozent in Euro immer noch im Plus und konnte damit den DAX erneut klar outperformen. Der Rubel stieg auf 74,5 EUR/RUB. Russischen Gas-/Ölaktien wie Gazprom, LUKOil und Rosneft bleiben weltweit unten den Outperformern, denn sie stiegen schon über 25 Prozent in diesem Jahr.
Gute Chancen werden aber auch dem kanadischen Ölwert Saturn Oil & Gas eingeräumt, der gerade zu 0,24 CAD eine Kapitalerhöhung macht, um hernach zu expandieren. Jetzt kommt es sehr darauf an, ob die USA neue Sanktionen gegen die russischen Staatsbanken Sberbank und VTB Bank aussprechen, was wiederum den Rubel und die Moskauer Börse destabilisieren würde.
Trump düpiert Putin, spricht aber mit ihm in Paris
Der US-Präsident Trump will den Atomabrüstungsvertrag mit Russland aufkündigen. Trump wird den russischen Präsidenten Putin am 11. November in Paris treffen. Man darf gespannt sein, ob der „kalte Krieg“ zwischen den USA und Russland dann abgemildert werden kann und ob es Fortschritte beim Ukraine-Konflikt geben wird.
Derweil wird in Norwegen gerade mit dem größten NATO-Manöver aller Zeiten, ein „richtiger Krieg (gegen Russland?) mit 50.000 Soldaten, davon 10,000 Soldaten aus Deutschland, geprobt. Man kann nur hoffen, dass aus einem „kalten Krieg“ irgendwann einen heißen Krieg geben wird. Auch die Ukraine rüstet jetzt mit Hilfe der USA erheblich auf.
Börsen in Osteuropa als klare Outperformer
Die Börsen in Osteuropa konnten selektiv weiter outperformen So sind die Börsen aus Russland, Ukraine, Slowenien, Rumänien, Litauen, Slowakei und Tschechien seit Jahresbeginn alle im Plus und können die meisten Weltbörsen-Indices, so auch den DAX und EuroStoxx, klar outperformen.
Es lohnte sich also auch in diesem Jahr vor allem in Osteuropa sein Geld anzulegen, was sich die meisten deutschen Anleger aber nicht trauen, da sie sich nicht wagen, über den Tellerand zu schauen. Das ist aber ein großer Fehler. So sind die Wachstumsraten in Osteuropa wesentlich höher als in Westeuropa, aber die Staatsverschuldung wesentlich geringer als in Westeuropa.
Seminar-Hinweis: das nächste ESI-Ostbörsen-Seminar „Go East!“ findet am 28. November 2018 um 17.00 Uhr in Frankfurt/M statt. Info und Anmeldung unter www.eatststock.de/Dinestleistungen/Seminare
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