Mit dem Fachkräftemangel rücken auch die rund neun Millionen Un- und Angelernten in den Fokus, für die es immer weniger Jobs gibt. Immer mehr Unternehmen bilden Geringqualifizierte im Betrieb weiter, wie eine Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) zeigt, über die das "Handelsblatt" berichtet. Demnach berichteten Ende 2022 rund 20 Prozent der 837 befragten Unternehmen, dass sie Lese- und Schreibkurse für nicht deutsche Mitarbeiter organisieren - 2014 waren es noch acht Prozent.
Doch auch für deutschsprachige Mitarbeiter bieten zwölf Prozent Lese- und Schreibkurse an - gegenüber vier Prozent 2014. Rechenkurse organisieren mittlerweile gut sechs Prozent, Basis-IT-Kurse sogar 20 Prozent. "Vor allem die Unternehmen, die jetzt schon große Rekrutierungsprobleme haben, erkennen, dass sie den Strukturwandel mit der Belegschaft bewältigen müssen, die sie haben - und sie dafür auch bei elementaren Kenntnissen selbst qualifizieren müssen", sagte der Bildungsexperte des IW, Axel Plünnecke. Steffen Kampeter, Hauptgeschäftsführer des Arbeitgeberverbands BDA, bestätigte den Trend: "Immer mehr Betriebe sehen die Möglichkeit und Notwendigkeit, Mitarbeitern dabei zu helfen, Lücken beim Lesen, Schreiben, Rechnen oder auch bei grundlegenden IT-Kenntnissen zu schließen." Am größten sei das Potenzial bei Zugewanderten, aber auch bei Einheimischen, die längere Zeit arbeitslos oder krank waren. "Dazu kommen junge Menschen ohne Schul- und Berufsabschluss, die mit Helfertätigkeiten in den Arbeitsmarkt eingestiegen sind", schildert Kampeter die Breite der Aufgabe. "Für alle bildet eine Grundbildung zugleich die Chance, sich im Anschluss weiterzuqualifizieren - bis hin zu einer Berufsausbildung."
Foto: Computer-Nutzerin (Archiv), über dts Nachrichtenagentur