Deutsche für höheren Beitrag von Reichen zur Sanierung der Staatsfinanzen. Auch Mehrheit der FDP-Wähler. Herbert Grönemeyer und Marius Müller-Westernhagen fordern höheren Spitzensteuersatz. „Wenn man Gemeinschaft möchte, müssen diejenigen, die leichter viel Geld verdienen, auch leichter mehr Geld abgeben“
Die Reichen in Deutschland sollten stärker als bisher zur Sanierung der Staats -
finanzen herangezogen werden. Das ist das Ergebnis einer Umfrage der TNS Forschung
im Auftrag des Hamburger Nachrichten-Magazins DER SPIEGEL. Demnach
sind 86 Prozent der Befragten der Ansicht, dass Besserverdienende und Vermögende
stärker an der Bewältigung der Wirtschaftskrise beteiligt werden solllten. Unter
den Anhängern der FDP befürworten immerhin noch 60 Prozent ein solches Vor -
gehen.
Herbert Grönemeyer und Marius Müller-Westernhagen
fordern höheren Spitzensteuersatz
In die Debatte um eine Steuererhöhung für Vermögende kommt Bewegung. Nach
SAP-Mitbegründer und Fußballmäzen Dietmar Hopp fordern nun auch deutsche
Großkünstler eine höhere Spitzensteuer. „Es kann nicht sein, dass eine so reiche
Gesellschaft wie die deutsche nicht in der Lage ist, ein ausbalanciertes Einkommensniveau
zu erreichen“, sagt der Sänger Herbert Grönemeyer. „Wenn man Gemeinschaft
möchte, müssen diejenigen, die leichter viel Geld verdienen, auch
leichter mehr Geld abgeben“, so Grönemeyer. „Ich unterstütze Steuererhöhungen
für Wohlverdiener.“ Auch sein Kollege Marius Müller-Westernhagen plädiert für eine
höhere Abgabe für Wohlhabende – wenn auch mit Einschränkungen. „Mit einer sogenannten
Vermögensteuer Geld zu versteuern, welches bereits versteuert ist, ist
un logisch“, sagt Westernhagen. „Mit einer Anhebung des Spitzensteuersatzes hingegen
auch die Spitzenverdiener angesichts der Finanzkrise in die Pflicht zu nehmen,
ist nachvollziehbar und gerecht.“ Angestoßen hatte die Debatte vorvergangene
Woche der Präsident des CDU-Wirtschaftsrates, Kurt Lauk. Er plädiert dafür, die
er mäßigte Mehrwertsteuer auf einen einheitlichen Satz anzuheben, mittlere Einkommensbezieher
im Gegenzug zu entlasten und dafür den Spitzensteuersatz um
zwei bis maximal vier Prozentpunkte zu erhöhen. Die ersten Komplimente für diesen
Vorschlag erntete Lauk von SAP-Mitgründer Hopp. Der sagte, es bliebe „ja keine
andere Wahl“. Die Forderung nach einem höheren Spitzensteuersatz erscheine ihm
„gerechtfertigt, weil man nicht nur die Sozialleistungen kürzen darf“.
DER SPIEGEL 25/2010