Werden schon in etwa 2 Jahren die meisten Menschen in den ärmeren Ländern sich nicht mehr von durch ihren Lohn ernähren können? Treibt die Inflation die Lebensmittelpreise in schwindelnde Höhen, so dass dadurch eine globale Hungerkatastrophe droht? Betrachtungen aus der Sicht eines Edelmetall-Investors.
von Michael Brumme
Ich lese immer wieder Kommentare auf hartgeld.com über die kommenden Jahre des Edelmetall-Investors.
Teilweise habe ich festgestellt, dass z.B. Wohnimmobilien in meinem Umfeld im Preis konstant sind, teilweise sogar im Preis fallen. Daher kann ich mir durchaus auch vorstellen, dass in einigen Jahren Immobilien zu einem für EM-Investoren günstigen Preis angeboten werden. Durchaus möglich, dass die von Herrn Eichelburg anvisierten 5 Goldunzen für ein Standardhaus auch unterboten werden.
Allerdings wissen wir, dass Immobilien nicht das eigentlich Wesentliche bei der Betrachtung zukünftiger Ereignisse spielen. Mögen sie eine nette Zugabe sein, das eigentliche Schlachtfeld, im wahrsten Sinne des Wortes, spielt sich auf einer anderen Ebene ab.
Zunächst betrachten wir einmal die Entwicklung 3 verschiedener Güter. Und zwar Gold, Silber und Öl innerhalb der letzten 5 Jahre.
Die Entwicklung zeigt bis etwa Mitte 2008 eine gleichmäßige Wertentwicklung, schnellt dann an bis zu einem Top, um dann wieder abzustürzen. Bemerkenswert hierbei ist die „Abhebung“ des Silberpreises ab Ende 2010.
Die Ursache für die damalige Entwicklung war klar, die Banken liehen sich bereits seit einiger Zeit kein Geld mehr, die Unsicherheit über die Stabilität einiger US-Handelshäuser verschärfte sich, die Flucht in die Sachwerte begann. Am Höhepunkt platzte die Öl-Spekulationsblase. Anschliessend folgte eine Flucht in die „Sicherheit“ US-amerikanischer und deutscher „Wertpapiere“, die Preise gaben nach.
Das gleiche Spiel mit Weizen.
Auch hier setzte zunächst eine Flucht in den „Rohstoff“ Weizen, anschliessend erfolgten weltweit Hungeraufstände.
Die Zeit seit Beginn des Jahres 2009 („Abwrackprämie“ in Deutschland), die gekennzeichnet war durch die Ankurbelung der Wirtschaft durch staatliche Konjunkturprogramme, verlief bis Mitte 2010 verhältnismäßig ruhig. Danach, ab Mitte 2010, kamen die Eurokrisen auf die Tagesordnung.
Wir sehen seit dem ein erneutes Ansteigen des Weizenpreises, wie auch eine Verstärkung des Silbertrends. Halten wir fest, es findet eine erneute Flucht in die Sachwerte statt.
Die Frage lautet nun: In wieweit sind EM-Investoren denn nun insgesamt „reicher“ geworden?
Die Antwort ist zweischneidig.
Es muss jedem klar sein, dass zum Überleben mindestens Lebensmittel und Energie gehören. Teilweise auch Medikamente. D.h. wir müssen in erster Linie wenigstens das Verhältnis des Einkommens zu Lebensmitteln und in zweiter Linie Energie uns ansehen. Dazu ein Beispiel:
Nehmen wir an, der „globale“ Durchschnittsmensch verdient umgerechnet 1000$ im Monat, Beginn im Jahr 2000. Nehmen wir weiter an, die jährliche Lohnsteigung beträgt, den Gewerkschaften als „Arbeitnehmervertreter“ sei Dank, 1% jährlich (keine höheren Steigerungen pro Branche, Land usw. aber auch keine Nullrunden).
Der globale „Durchschnittsmensch“ hat bei einer 1% Steigerung immer weniger Möglichkeiten, sich Lebensmittel (versinnbildlicht durch den Weizenpreis), wie auch Gold und Silber zur Kaufkrafterhaltung, zu beschaffen, da diese Metalle teilweise zwischen 30-40% (Gold) und etwa 90% (Silber) gestiegen sind, und das nur 2010!!
Wirklich besorgniserregend finde ich jedoch die Entwicklung hinsichtlich des Einkommens zum Weizen.
Pro Jahr verringert sich bei einer Steigerung von 1% seit dem Jahr 2000 die Fähigkeit, sich mit Weizen zu versorgen. Um eine gleichbleibende Versorgung zu gewährleisten müsste das Durchschnittseinkommen des globalen Menschen in etwa die Entwicklung des Goldpreises mitmachen. Was natürlich völlig illusorisch ist. Anders ist es, wenn Sie Weizen mit Edelmetallen bezahlen wollten.
Das Weizen/Goldverhältnis hat sich nur marginal verändert, ja es ist sogar etwas gesunken, d.h. man bekommt heute etwas mehr Weizen pro Goldunze als Anfang des letzten Jahrzehnts.
Sie müssen dagegen heute weniger Silber bezahlen als zu Beginn des letzten Jahrzehnts. Im Jahr 2000 benötigten Sie 20 Unzen Silber für 1 t Weizen, heute nur mehr 12.
Daraus lernen wir gleich mehrere Dinge gleichzeitig:
1. Ihr Einkommen bezüglich der Kaufkraft reduziert sich drastisch, egal in welcher Branche Sie arbeiten
2. In Gold gerechnet hat sich Ihre Kaufkraft in Bezug auf Weizen gehalten
3. In Silber sind Sie etwas reicher geworden, Sie können sich heute mehr Weizen für Silber leisten als vor einigen Jahren
Nicht eingerechnet sind die Steuererhöhungen usw. die das Einkommen noch zusätzlich schmälern.
Also, in Wirklichkeit sind alle hartgeld.com-Leser natürlich ärmer geworden, das muss Ihnen klar sein. Ich sehe daher keinen Grund für Feiern, weder auf neue ATHs noch auf sonst etwas.
Tatsache ist, dass alle Leser bei gleichbleibendem Trend, je nach Ausgangslage, ein echtes Problem haben werden. Der globale „Durchschnittsmensch“ natürlich schon früher, vor allem wenn er auf der Südhalbkugel lebt, wo er teilweise mit weniger als 1 $ pro Tag sein Leben fristen muss. Das Problem nennt sich Hunger, und zwar nachhaltig.
Nach meinen Recherchen ist es in etwa 2 Jahren diesem globalen „Durchschnittsmenschen“ nicht mehr möglich, sich mit seinem monatlichen Geld überhaupt zu ernähren. Das wäre ab jetzt ungefähr Anfang/Mitte 2013. Für uns Westeuropäer, die etwas mehr zur Verfügung haben, kommt der Schnittpunkt später, vielleicht 2014, vielleicht auch früher. Dieser Punkt ist der, ab dem dann das Einkaufen im Sinne eines Tauschhandels stattfinden muss!!
Bei 10000 $ käme man ein paar Jahre weiter, aber nur, wenn die Flucht in den „Rohstoff“ Weizen sich nicht verstärkt, wenn der Anstieg konstant, also „normal“ weiter verläuft und nicht parabolisch abhebt. Und natürlich darf das Finanzsystem sich nicht in Luft auflösen. Das geschieht aber gerade.
Ich kann mir nicht vorstellen, dass Menschen solange warten bis ihr Einkommen für Lebensmittel komplett wertlos ist. Ich denke der Protest setzt vorher ein.
In diesem Szenario sind keine umwälzenden Ereignisse enthalten wie Währungsreform, Haircut und dergleichen. Genauso Steuererhöhungen für unsere lieben Nachbarn, die uns mögen und ohne die die Frage von Krieg und Frieden im europäischen Raum steht. Nein, was hier passiert spielt sich GLOBAL ab, völlig unabhängig davon ob Deutschland eine Währungsreform durchführt oder nicht.
Natürlich könnte durch eine Währungsreform mit Haircut zumindest die Grundversorgung mit Weizen, ich will nicht sagen Lebensmittel allgemein, zunächst sicherstellen. Die Folgen dürften jedoch jedem klar sein (keine Jobs, keine Rente, kein Hartz 4, keine Medikamente (Apparatemedizin)). Mehr aber auch nicht. Der internationale Tanz um die verbliebenen Weizenkörner würde dann trotzdem weitergehen und vermutlich in einer epidemischen Hungersnot enden.
Von daher sollte aus jedem Menschen, in Europa wie auch international, klar sein, dass er seine primäre ERNÄHRUNG komplett anders organisieren muss als heute.
Man kann daher sagen, dass die Zunahme des „Reichtums“ eines EM-Investoren absolut gesehen sich in 2 Teile aufspalten wird: Der Teil, der in Edelmetallen gespart wird, nimmt an Wert zu, vorrangig Silber (bezogen auf die o.g. Beispiele), wesentlich weniger in Gold. Dieser Trend geht bis zu einem bestimmten Punkt, nämlich bis Gold und Silber entweder nicht mehr erhältlich sind oder der Investor kein Sparpotential in „Fiat money“ mehr hat (Arbeitslosigkeit, Pleite usw.). Der erstgenannte Teil scheint mittlerweile bereits erreicht zu sein.
Der Teil, der monatlich durch laufendes Einkommen verdient wird, nimmt folglich ab. Bei einer Hyperinflation geht dieser Teil gegen Null, sodass der Investor letzten Endes allein von seinem Ersparten leben muss, bis die Währungen umgestellt sind bzw. sich die „Situation“ wieder beruhigt hat. Für alle anderen, vor allem auch Schuldsklaven gilt: You are very very doomed!
Fassen wir also zusammen:
1. Der Edelmetallinvestor „verdient“ real an der Verschiebung des Gold/Silber-Tauschverhältnisses, er wird also in Bezug auf die meisten anderen Anlageklassen einschliesslich Weizen (vermutlich damit auch sämtliche andere Lebensmittel) und Energie (Öl) tatsächlich reicher, kann sich mehr Güter leisten, vor allem in Silber
Im einzelnen Verhältnis Gold/Weizen oder Gold/Öl bleibt die Kaufkraft erhalten, vielleicht ein kleines Plus
2. Sein permanentes Monatseinkommen in „Fiat-Währung“ wird durch die Notenbankenpresse entwertet. Er kann an dieser Stelle eigentlich nichts mehr gewinnen. In letzter Konsequenz müsste er sich daher zur Erhaltung seines jetzigen Konsumniveaus quasi totarbeiten (japanisch Karoshi, häufigste Todesursache dort) -was vielfach beobachtet wird, umso häufiger, je höher die Schulden sind
Michael Brumme ist langjähriger Autor auf hartgeld.com und kann unter Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! erreicht werden.
Update: Spiegel Online schrieb am 21.12.2010 zu dieser Thematik einen Artikel. Die Zusammenfassung lautete wie folgt: „In Deutschland werden Lebensmittel immer teurer, doch das ist nichts im Vergleich zu Asien: In Indien kosten manche Produkte dreimal so viel wie vor einem Jahr, in Bangladesch können sich die Ärmsten nicht mal mehr Milch leisten. Die Uno warnt vor einer Hungerkatastrophe - und Gewaltexzessen.“
Offenbar ist die Situation bereits schon jetzt sehr angespannt und kann bei einer verschärften „Flucht in die Rohstoffe“- vorrangig Rohstoffe zu Herstellung von Lebensmitteln-jederzeit explodieren.
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