Rohstoffe: Kurzfristige Erholung dank schwächerem US-Dollar. Goldpreis wieder über 1.200 USD je Feinunze, Warten auf Rückkehr der Chinesen
Von Commerzbank Commodity Research
Unterstützt durch einen fallenden US-Dollar hat der Goldpreis gestern wieder die Marke von 1.200 USD je Feinunze zurückerobert. Heute Morgen hält er sich noch knapp über diesem Niveau. Morgen kommen die chinesischen Händler aus der Feiertagswoche an den Markt zurück. Es wird interessant zu beobachten, ob sie das niedrige Preisniveau zu opportunistischen Käufen nutzen. Dies würde dem Goldpreis wohl Unterstützung geben.
Sollten sich die Chinesen allerdings weiter mit Käufen zurückhalten, dürfte sich der Abwärtstrend von Gold fortsetzen. Dann würde wohl auch das Tief von Mitte letzten Jahres bei 1.180 USD je Feinunze getestet werden. Die Türkei hat gemäß Daten der Istanbuler Goldbörse im September 12,6 Tonnen Gold importiert. Dies waren die höchsten Einfuhren seit Juni. Im August wurden lediglich 2 Tonnen Gold importiert. Offensichtlich wurde der Preisrutsch im Vormonat zu Käufen genutzt.
Auch in den USA scheinen die niedrigen Preise zu verstärkten Goldkäufen geführt zu haben, was sich in robusten Münzabsätzen in den ersten Tagen des Monats widerspiegelt. Stärker als Gold erholen sich die anderen Edelmetalle, insbesondere Silber, welches gestern um 3% stieg und auf einem Wochenhoch von 17,6 USD je Feinunze notiert. Das Gold/Silber-Verhältnis bleibt mit knapp 69 aber in der Nähe seines letzte Woche verzeichneten 5-Jahreshochs. Platin kostet inzwischen rund 60 USD je Feinunze mehr als Gold, nachdem gestern kurzzeitig fast Parität erreicht wurde.
Energie:
Die Ölpreise setzten ihren Abwärtstrend zu Wochenbeginn fort. Brentöl verbilligte sich gestern Nachmittag im Tief auf 91,25 USD je Barrel und war damit so preiswert wie zuletzt im Juni 2012. Die Finanzanleger wurden vom Preisrückgang offensichtlich auf dem falschen Fuß erwischt, was zu weiteren Verkäufen geführt haben dürfte. Zumindest sind laut CFTC die spekulativen Netto-Long-Positionen unmittelbar vor dem Preiseinbruch in der letzten Woche kräftig gestiegen. Für Brent liegen bislang keine aktuellen Informationen zum Anlegerverhalten vor, da sich die eigentlich für gestern vorgesehene Veröffentlichung der Positionierungsdaten durch die ICE aufgrund eines Problems bei der Datenerfassung verzögert. Die hohe Ölproduktion in den USA und seitens der OPEC sowie die kräftige Preissenkung durch Saudi-Arabien lasten weiterhin auf den Preisen. Solange die OPEC keinerlei Anstalten macht, das Angebot zu reduzieren, dürften die Ölpreise unter Druck und die vor allem auf den schwächeren US-Dollar zurückzuführende leichte Preiserholung auf knapp 93 USD je Barrel über Nacht ein Strohfeuer bleiben. Der heute anstehende Monatsbericht der US-Energiebehörde EIA dürfte keine Gegenargumente liefern, da die Prognose für die globale Ölnachfrage nochmals nach unten revidiert werden könnte. Zumindest lag die EIA mit ihrer letzten Prognose eines Nachfrageanstiegs um gut 1 Mio. Barrel pro Tag noch über der Schätzung der Internationalen Energieagentur von 0,9 Mio. Barrel pro Tag. Das private Energieberatungsunternehmen Energy Aspects rechnet für dieses Jahr sogar nur noch mit einem Zuwachs um 0,6 bis 0,7 Mio. Barrel pro Tag.