Die Volksrepublik hält die Bitcoin-Welt in Atem. Werden die chinesischen Börsen am 15. April nun schließen müssen? Die Anzeichen, dass die chinesische Zentralbank diesmal den Worten Taten folgen lässt, verdichten sich. Ob damit der komplette chinesische Handel einbricht, wie derzeit zuweilen befürchtet wird, ist allerdings eine ganz andere Frage.
Von Christoph Bergmann
Die Anordnung der Chinesischen Volksbank (People’s Bank of China), dass bis zum 15. April sämtliche Banken bzw. Zahlungsanbieter die Kooperation mit Bitcoin-Börsen einzustellen haben, ist offensichtlich keine Luftnummer. Zunächst kommentierte Bobby Lee, Chef von BTC-China, sie4 werde “definitiv einen negativen Einfluss auf die Börsen” haben. Der letzte Zug der Zentralbank sei “eine strengere Interpretation des geschriebenen Rechts” als das Statement vom Dezember.
BTC-China nimmt bereits seit längerem Einzahlungen über Gutscheine und Bargeld an und wird daher von den neuen Regeln wohl am wenigsten betroffen sein. Andere Börsen hingegen ziehen bereits Konsequenzen: BTC38 suspendierte den CNY-Handel, nachdem ein Zahlungsdienstleister den sofortigen Stopp der Zusammenarbeit erklärt hatte. FXBTC erklärte, dass ihre Bank sie aufgefordert habe, das Konto zu schließen. Der Beschluss der PBOC sei nicht länger ein Gerücht, ab dem 4. April werde FXBTC keine Einzahlungen in CNY annehmen. BTER hatte dies bereits zwei Tage zuvor angekündigt. OKCoin, eine der größten Börsen, wird ab dem 3. April keine Einzahlungen durch Kreditkarten entgegennehmen. Banküberweisungen seien jedoch nicht betroffen. Von Huobi, der derzeit volumenstärksten Börse der Welt, ist noch nichts bekannt.
Der Beschluss der PBOC bedeutet nicht, dass der Bitcoin in China verboten wird. Allerdings wird (definitiv) Zahlungsdienstleistern und (vielleicht) Banken verboten werden, mit Bitcoin-Unternehmen zusammenzuarbeiten. Ironischerweise trifft das Vorgehen der PBOC mit einem neuen Boom der chinesischen Bitcoin-Ökosphäre zusammen, die just derzeit eine enorme Dynamik entfaltet: OkCoin hat vor kurzem Investitionskapital von 10 Millionen Dollar eingeheimst (Gerüchten zufolge auch “rotes Geld”, also Regierungsgelder), für den 10. Mai wurde die “erste globale Bitcoin-Konferenz” in Bejing angekündigt, vor zehn Tagen wurde 1Bit.cc, das chinesische Gyft gegründet (also ein Service, der Gutscheine gegen Bitcoins verkauft), und erst in den vergangenen zwei Tagen kamen gleich mehrere chinesische Bitcoin-Produkte auf den Markt: Die schicke Bibao-App (ein Wallet zum Traden), Peatio Bejing, die erste Open-Source-Börse der Welt und Bifubao, ein Online-Wallet mit Vanity-Adress und Proof-of-Reserve.
Ob die chinesische Zentralbank die Begeisterung der Bevölkerung für den Bitcoin ersticken kann, ist ungewiss. Auf dem Markt hat heute aber wieder die Furcht überwogen, nachdem sich der Preis gestern einzufangen schien. Als Protest gegen die PBOC wurde bereits der MandarinCoin (MAC) gestartet – ein Coin für Chinesen. Die Hälfte der insgesamt 3 Milliarden MandarinCoins soll nach dem Vorbild des Auroracoins an die chinesische Bevölkerung verteilt werden – genau am 15. April, dem Tag, an dem die Anordnung der Zentralbank in Kraft tritt. Wie immer ist aber schwer zu sagen, ob es sich bei dem Projekt um einen Trittbrettfahrer handelt oder tatsächlich um einen Idealisten, der den Chinesen zu finanzieller Freiheit helfen will.