Der politisch-mediale Komplex jammert, dass der Müller-Bericht keine Russland-Manipulation bei der Wahl des US-Präsidenten festellen konnte.
Stellvertrenend für fast alle Medien:
Allg. Zeitung Mainz: "Ein Albtraum"
Kommentar von Christian Matz zu Trump und zum Mueller-Bericht
Die US-Demokraten - und die Trump-Gegner im Rest der Welt - hatten einen Traum: Ein seines Amtes enthobener Präsident, gestürzt über eine Verschwörung mit russischen Wahlmanipulierern, als ruchloser Halunke aus dem Weißen Haus gejagt, ein Betriebsunfall der Geschichte.
Aus diesem Traum, der schon am Morgen nach der Wahl begonnen hat, gibt es nun - erst eineinhalb Jahre vor der nächsten - ein böses Erwachen. Denn seit dem Bericht des Sonderermittlers Mueller ist klar: Das wird nichts mehr mit einem "Impeachment", einem Amtsenthebungsverfahren. Es sind zwar etliche ehemalige Trump-Berater des Meineids, des Betrugs oder der Geldwäsche überführt. Und es steht auch fest, dass Russland die Wahl beeinflussen wollte.
Aber es gibt eben keine Beweise, dass Moskau dabei mit dem Trump-Team zusammengearbeitet hat. Für den Präsidenten ist dies ein glasklarer Sieg an der PR-Front, den er in den nächsten Monaten in jedem Tweet auskosten wird. Und so geht der Albtraum namens Trump nicht einfach nur so weiter - derzeit deutet alles darauf hin, dass er in die Verlängerung geht.
Es ist der große Fehler der Demokraten, alles auf die Russlandkarte gesetzt zu haben, statt eine Alternative zu Trump aufzubauen. Der aussichtsreichste demokratische Bewerber heißt bislang Bernie Sanders und ist ein 77-jähriger, nicht mehrheitsfähiger Linker, der schon Hillary Clinton Zustimmung gekostet hat. Ihm folgt voraussichtlich Joe Biden, ein 76-jähriger Ex-Vize, der für die Obama-Jahre steht, allerdings ohne selbst ein Obama zu sein.
Und sonst? Niemand, den Trump fürchten müsste, niemand, der einen integren Gegenentwurf verkörpert. Auch das: ein Albtraum.