Der französische Präsident Emmanuel Macron hat seine Europarede, die er Ende September an der Sorbonne gehalten hatte, im Detail mit der deutschen Kanzlerin abgestimmt: "Ich hatte am Ende des Wahlkampfs sowie noch am Wahlabend mit ihr gesprochen. Sie hat sogar den Text meiner Rede vorab erhalten", sagte Macron dem "Spiegel".
"Mir ging es darum, Diskussionen in Deutschland zu vermeiden, die die Kanzlerin dazu gezwungen hätten, sich von meiner Rede zu distanzieren."
Macron erklärte, er habe sehr freundschaftliche Gefühle gegenüber Angela Merkel und es gebe da "diesen unbedingten Willen, uns gegenseitig zu verstehen".
Er glaube nicht, so Macron, dass eine mögliche Jamaika-Koalition in Deutschland seinem europäischen Projekt im Wege stehen werde: "Sowohl bei den Grünen wie bei der FDP liegt eine Unterstützung Europas in der DNA der jeweiligen Partei."
Er habe also Hoffnung. Auf den Aufstieg der AfD gebe es laut Macron nur eine Reaktion, das habe er Angela Merkel auch mitgeteilt.
Man müsse den Kampf gegen die AfD aufnehmen, dürfe nicht schüchtern sein gegenüber diesen Leuten: "Die einzige Antwort auf die AfD ist Mut, ist Ehrgeiz."
Zu seiner neuen Rolle sagte er, das Präsidentendasein sei für einen selbst das Ende der Unschuld und verändere das Leben gewaltig: "Alles, was man tut, was man sagt – aber auch das, was man nicht sagt –, hat plötzlich eine Bedeutung."
Auf die vor allem in Frankreich geäußerten Vorwürfe, er sei arrogant und ein Präsident der Reichen, meint Macron. "Ich bin nicht arrogant, ich bin entschlossen." Den traurigen Reflexen des französischen Neids werde er nicht nachgeben, "weil eben dieser Neid unser Land lähmt".
Foto: Angela Merkel und Emmanuel Macron, über dts Nachrichtenagentur