Die AfD scheint von der Regierungskrise zu profitieren. Die Parteien der Großen Koalition hingegen werden aufgrund des Asylstreits im Netz sehr negativ diskutiert. Das ist das Ergebnis einer Analyse von rund 160.000 Social Media-Beiträgen.
Die CDU und die CSU haben sich im aktuellen Streit über die Flüchtlingspolitik der Großen Koalition auf einen Kompromiss geeinigt.Seit Tagen wird das Thema in den sozialen Medien heiß diskutiert. Doch was denken eigentlich die Nutzer im Netz? Deutschlands führendes Unternehmen für Social Media-Monitoring und -Analysen, VICO Research & Consulting (www.vico-research.com), hat rund 160.000 öffentliche Social Web-Beiträge zum Regierungsstreit analysiert. Das Ergebnis: Die CDU, die CSU und auch Horst Seehofer werden im Netz hart für ihr Auftreten kritisiert. Die AfD scheint hingegen von der Regierungskrise zu profitieren.
CSU: Seehofer und seine Partei werden negativ diskutiert
Insgesamt hatten nur 20 Prozent der analysierten, wertenden Beiträge zur CSU einen positiven Inhalt. Vor allem der Noch-Parteivorsitzende, Horst Seehofer, wird im Netz hart kritisiert. So vergleichen einige Nutzer sein Rücktrittsangebot mit dem Verhalten eines bockigen Kindes, dass mit einem Streik seinen Willen durchsetzen will. Er und die CSU werden im Zusammenhang mit dem Asylstreit zudem vermehrt als populistisch und teilweise sogar rassistisch beschrieben. Allerdings wird die Position der Partei in diesem Zusammenhang von vielen Nutzern auch gelobt. So empfehlen einige Social Media-Diskutanten der CSU sogar die Trennung von der CDU.
Die CDU wird im Netz sogar noch negativer als die CSU wahrgenommen. Nur rund 10 Prozent der analysierten Beiträge zur CDU waren positiver Natur. Insgesamt kritisieren viele Nutzer die Flüchtlingspolitik der CDU und halten die Partei für zu links. Viel Kritik muss auch die Bundeskanzlerin einstecken. Angela Merkel wird vorgeworfen, die Union mit ihrer Flüchtlingspolitik auseinander getrieben zu haben. Einige Nutzer kritisieren aber auch einfach nur ihre Person - völlig ohne politischen Zusammenhang.
Die AfD scheint von dem Streit der Union zu profitieren
Als Nutznießer aus dem Regierungsstreit scheint die AfD hervorzugehen. Diese wird in 47 Prozent der wertenden Beiträge positiv diskutiert und viele Nutzer meinen, dass die CSU die AfD mit ihrer harten Meinung zur Flüchtlingspolitik nur kopiere. Für genau diese starke Meinung erhält die Partei in den sozialen Medien viel Zuspruch. Einige Social Media-Nutzer loben die AfD aber auch einfach ohne thematischen Hintergrund.
SPD Verlierer
Die SPD, die sich aus der ganzen Diskussion insgesamt stark zurückgehalten hat, wird derweil im Netz noch negativer wahrgenommen als die Unionsparteien. 98 Prozent der analysierten wertenden Beiträge zu den Sozialdemokraten waren negativ. Immer wieder wird die SPD als nicht regierungsfähig beschrieben und für ihre Zurückhaltung im Regierungsstreit kritisiert. Zudem wird der Partei vorgeworfen, zu den wichtigen politischen Themen keine Meinung zu haben.
Marc Trömel, Geschäftsführer von VICO Research & Consulting, kommentiert die Analyse:
“Die Regierungskrise ist in sämtlichen Medien aktuell das Thema Nummer Eins. Die sozialen Medien werden in diesem Zusammenhang zu großen Teilen genutzt, um öffentlich Stimmung gegen die Regierung und ihre bisherige Flüchtlingspolitik zu machen. So scheint einzig die AfD mit ihren extremen Positionen von dem Streit der CDU und CSU zu profitieren. Diese wird im Vergleich zu allen Regierungsparteien aktuell deutlich positiver wahrgenommen. Die SPD, die sich zu dem Thema bislang eher zurückhielt, wird genau aus diesem Grund von vielen Social Web-Nutzern kritisiert.”
Um die Netz-Stimmen zu der aktuellen Regierungskrise zu analysieren, hat VICO Research & Consulting zwischen dem 01. Juli 2018 und dem 02. Juli 2018 rund 160.000 öffentliche Beiträge erfasst und ausgewertet. Die Beiträge stammen aus dem Mikroblog Twitter, sozialen Netzwerken wie Facebook oder Google+, Blogs, Foren, sowie News-, Q&A-, Video- und Bild-Portalen.
Nachfolgend stehen alle relevanten Ergebnisse der Analyse zur Verfügung:
Partei
|
Anzahl Beiträge*
|
Beliebtheit (0-1)**
|
AfD
|
55.600
|
0,47
|
CSU
|
81.000
|
0,20
|
CDU
|
53.500
|
0,10
|
SPD
|
29.800
|
0,02
|
Tabelle 1: Die Social Media-Kommunikation zur CDU, CSU, SPD und AfD (01. Juli 2018 - 02. Juli 2018)
*Zahlen gerundet
**Anteil positiver Beiträge an allen positiven und negativen Beiträgen