Star-Virologe Christian Drosten (48) täuschte mit seiner wichtigsten Corona-Studie die Öffentlichkeit - berichtet die BILD. Die zitierten Wissenschaftler rudern plötzlich zurück. Was ist da los?
Deutschlands "Star-Virologe" ist erzürnt. Die BILD schießt gegen ihn, wirft ihm Manipulation von Studien vor. Panikmache mit falschen Zahlen.
Die in der BILD genannten Beispiele kritischer Stimmen bezeichnet Drosten jetzt als "Zitatfetzen von Wissenschaftlern ohne Zusammenhang." Der Mainstream springt dem Virologen bei und die kritischen Gegenstimmen rudern plötzlich auffällig aufgeregt zurück.
Nun könnte ja Aussage gegen Aussage stehen, aber es dauerte nur Minuten und schon hatten zwei der angeblichen Kritiker unter Drostens Tweet klare Ansagen gemacht. So schrieb Wirtschaftsspezialist Christoph Rothe von der Universität Mannheim, niemand von der "Bild" habe mit ihm gesprochen und er distanziere sich von dieser Art der Berichterstattung.
"Ein Glücksfall für Deutschland"
Dominik Liebl, der Statistik-Professor an der Universität Bonn ist, schrieb ebenfalls, er habe nichts von der Anfrage gewusst. Er distanziere sich "von dieser Art Menschen unter Druck zu setzen auf das Schärfste."
Drosten und sein Team seien ein Glücksfall für den Wissenschafts-Standort Deutschland, sie hätten Leben gerettet.
Ruderten die Kritiker zurück, weil ihnen Druck gemacht wurde? Welche Rolle spielt die Pharmaindustrie oder Lobbyisten?
Um Drosten ebenfalls zur Seite zu stehen, hat Professor Jörg Stoye (ebenfalls von BILD zitiert), Wirtschaftswissenschaftler an der Cornell University im US-Bundesstaat New York, offenbar extra ein Twitter-Konto angelegt.
Er wolle nicht Teil einer Anti-Drosten-Kampagne sein, schreibt er. Er habe größten Respekt vor ihm und Deutschland könne froh sein, ihn und sein Team zu haben. Ja, er habe kritische Anmerkungen zur statistischen Auswertung in der Studie gemacht, so Stoye. Dies sei aber in Drostens Sinne, dass Diskurs für die wissenschaftliche Meinungsbildung notwendig sei, geschehen.
Das schrieb die BILD:
Wissenschaftler aus mehreren Ländern üben massive Kritik an einer Studie des Chef-Virologen der Charité Berlin, Christian Drosten. Der Vorwurf: Drosten, der auch die Bundesregierung berät, habe statistisch unsauber gearbeitet und seine wissenschaftlichen Empfehlungen möglicherweise den Wünschen der Politik angepasst.
Ein Forscher-Team um Christian Drosten hatte im April eine Studie vorgelegt, laut der Kinder ebenso ansteckend mit dem Corona-Virus sein können wie Erwachsene. Seine Empfehlung an die Politik lautete daher, Schulen und Kitas vorerst nicht zu öffnen.
Wie die BILD-Zeitung jetzt berichtet, werfen Forscher Drosten und seinem Team vor, die Daten der Studie falsch erhoben und interpretiert zu haben. Nach BILD-Informationen wurde die Kritik der Wissenschaftler in Drostens Forscher-Team intern diskutiert und eingestanden.
Professor Leonhard Held vom Institut für Epidemiologie, Biostatistik und Prävention der Universität Zürich kritisiert in einer eigenen Untersuchung, Drosten habe zu wenige Kinder untersucht, um belastbare Ergebnisse zu liefern. Vielmehr komme Held bei einer erneuten Auswertung zu dem Ergebnis, dass Kinder weniger ansteckend seien: Es gebe moderate Beweise für eine „zunehmende Viruslast mit zunehmendem Alter“.
Auch Statistik-Professor Dominik Liebl von der Universität Bonn weist auf Ungereimtheiten in der Drosten-Studie hin. „Die mittlere Viruslast der Altersgruppe Kindergarten ist um 86 Prozent niedriger als die mittlere Viruslast der Altersgruppe der Älteren“, erklärt Liebl in einer Untersuchung. Liebl weiter: „Die statistische Analyse der Autoren widerspricht ihrer zentralen Schlussfolgerung.“
Laut Wirtschaftsprofessor Jörg Stoye (Cornell University in New York) könnten die Ergebnisse aus politischen Gründen verfälscht worden sein: „Meine Lesart der Charité-Studie kehrt ihre Stoßrichtung um“, schreibt Stoye in einer ausführlichen Analyse der statistischen Methoden des Drosten-Papiers.