Die Financial Times (FT) schießt weiter gegen Wirecard. Die Aktie stürzt darauf hin ab. Was ist an den Vorwürfen dran?
Wirecard 1 Jahr:
Die Financial Times schlägt wieder zu. Wieder derselbe Autor. Es geht angeblich um "Buchungsfehler" bei Wirecard. Die Aktie crashte nach dem Report.
Diesmal beziehen sich die Vorwürfe allerdings nicht auf die Niederlassung in Singapur, wo Wirecard zwischenzeitlich bereits Buchungsfehler eingeräumt hatte. Stattdessen nimmt der streitbare FT-Autor Dan McCrum diesmal die Geschäfte in Dubai und Irland ins Visier. Interne Dokumente deuteten in diesen Regionen auf überhöhte Umsätze hin, heißt es dort.
Heute wurden zum Thema gleich zwei Beiträge auf den Seiten der Financial Times online gestellt: zum einen der Haupt-Bericht auf der FT-Seite, zum anderen ein begleitender Bericht im FT-Blog Alphaville.
„Die Entscheidung, diese Dokumente zu veröffentlichen, folgt wiederholten Anschuldigungen von Wirecard, dass die FT sich auf gefälschtes Material verlässt und dass ihr eigener Journalismus korrupt und verdächtig ist. Die Dokumente, die Whistleblower zur Verfügung stellen, bieten das bislang klarste Bild der fragwürdigen Buchhaltungspraktiken und des fragwürdigen Geschäftsmodells von Wirecard.“
Welche Rolle spielt "Al Alam Solutions"?
Ein Schwerpunkt der FT-Recherche über Wirecard ist eines dieser Partnerunternehmen, ein in Dubai ansässiger Vermittler namens Al Alam Solutions, dessen Unterlagen belegen, dass die Hälfte des weltweiten Gewinns des deutschen Unternehmens im Jahr 2016 beigetragen hat.
Die Financial Times berichtet, dass Al Alam offenbar eine dubiose Firma ist. Anders als angegeben, sei Al Alam nicht von den großen Kreditkartenunternehmen wie Visa und Mastercard lizenziert worden. Al Alam soll nicht, wie behauptet, „riesige Summen für 34 der wichtigsten und lukrativsten Kunden von Wirecard in den USA, Europa, dem Nahen Osten, Russland und Japan“ verarbeitet haben. Das Unternehmen hatte laut FT „nur sechs oder sieben Angestellte“. - Etwas wenig in Anbetracht der riesigen Umsätze.
Ähnliche Konstruktionen soll es auch an anderen Standorten wie in Moskau und Japan gegeben haben soll. Wirecards Wirtschaftsprüfer Ernst&Young soll mit den Transaktionen getäuscht worden sein, weshalb Wirecard die notwendigen Testate erhielt.
Was sagt Wirecard?
Wirecard hat umgehend reagiert und den Bericht als „falsch und verleumderisch“ zurückgewiesen. Alle Zahlen – auch zu Dubai – seien im Rahmen des Konzernabschlusses geprüft worden.
Der Aktie hat es jedoch erst mal nicht geholfen.
Marktmanipulation?
Der Fall beschäftigt weiter die Behörden. In Deutschland gehen Staatsanwaltschaft und Finanzaufsicht Bafin dem Verdacht unerlaubter Marktmanipulation durch Spekulanten nach. Wirecard geht auch rechtlich gegen Mitarbeiter der britischen Zeitung vor, weil sie womöglich mit Spekulanten unter einer Decke stecken sollen.
Es stellt sich jetzt die Frage, ob dies der letzte Schuss der Financial Times war. Es ist durchaus davon auszugehen, dass die so genannte "Dubai-Affäre" keine große Auswirkungen hat. Dennoch sind die Anleger zunächst einmal verunsichert. In einigen Tagen könnte es jedoch wieder anders aussehen.