An den Börsen hat sich in letzter Zeit Verunsicherung breitgemacht. Eine Korrektur hat begonnen. Wie tief kann das gehen? - Trotz Corona-Panik gibt es in der Wirtschaft gewisse Stabilisierungszeichen.
von Sven Weisenhaus
Mit den Zahlen zu den Auftragseingängen langlebiger Wirtschaftsgüter in den USA wurden letzte Woche weitere Konjunkturdaten veröffentlicht, die belegen, dass die Erholung der Wirtschaft inzwischen deutlich langsamer vonstattengeht.
So gab es im August lediglich noch ein Plus von 0,4 % zum Vormonat, nach +11,7 % im Juli. Und die Konsensschätzung von +1,5 % wurde deutlich enttäuscht. Die Auftragseingänge konnten zwar den vierten Monat in Folge zulegen, die Dynamik hat sich aber deutlich abgeschwächt.
Die Herbstkorrektur korrigiert eine Diskrepanz
Damit wurden hier in der Börse-Intern nun genügend Beispiele geliefert, um die aktuellen wirtschaftlichen Entwicklungen zu beschreiben. Am 14. August war dazu bereits zu lesen, dass sich die Aufwärtsrally sowohl an den hiesigen Aktienmärkten als auch in den US-Indizes wegen der nachlassenden Konjunkturdynamik abgeschwächt hatte.
Doch durch die Stärke einiger Technologieaktien wurden die US-Indizes, vor allem der Nasdaq 100 und der S&P 500, noch einmal etwas kräftiger nach oben gezogen. Die Fortsetzung der Aufwärtstrends war mit Blick auf die Konjunkturdaten losgelöst von dem nachlassenden Tempo der Konjunkturerholung. Diese Diskrepanz wird nun durch die Herbstkorrektur aufgelöst.
Dow Jones zurück auf Anfang 2018
Gestern hatte ich geschrieben, dass der S&P 500 im Rahmen der Herbstkorrektur das alte Hoch von Anfang 2018 wieder erreichen könnte. Beim Dow Jones ist das bereits geschehen (dicke rote Linie im folgenden Chart).
In der oben genannten Börse-Intern vom 14. August hatte ich daran erinnert, dass ich seit dem Kurseinbruch von Anfang 2018 immer wieder die Erwartung einer „großen Seitwärtsbewegung auf hohem Niveau“ geäußert habe. Und wenn sich die Herbstkorrektur nun noch etwas fortsetzt und der Dow Jones in das Zentrum der trompetenartigen Formation läuft (lila Linien), wird diese große Seitwärtsbewegung weiter fortgeführt.
Ein interessantes Kursziel für den Dow Jones
Vom Hoch aus hat der Index bislang bereits 9,1 % nachgegeben. Das Zentrum der trompetenartigen Formation liegt bei ca. 25.000 Punkten. Bis dorthin müsste der Dow Jones noch ca. 1.800 Punkte oder 5,8 % nachgeben.
Das erscheint angesichts der bisherigen Abwärtsdynamik ein durchaus realistisches Kursziel. Zumal bei 25.002,81 Zählern auch noch das 38,20%-Fibonacci-Retracement der Aufwärtsbewegung seit März liegt (siehe graue Linien im folgenden Chart). Und dieses gilt als Mindestziel einer normalen Korrektur.
Mögliche Kursziele für den S&P 500
In der Börse-Intern vom 14. August hieß es auch: „Sollte zum Beispiel der S&P 500 im Rahmen einer saisonalen Herbstkorrektur dieses Mal um 15 % nachgeben – was sicherlich nicht ungewöhnlich wäre nach dem Anstieg um fast 55 % seit März – dann würde er damit auch wieder an das Hoch des Jahres 2018 zurückfallen“.
Da der S&P 500 seit dem 14. August weiter zulegen konnte, reicht ein Rücksetzer um 15 % nun nicht mehr aus. Vom Hoch des 2. September (3.588,11) bis zum gestrigen Tagestief (3.209,45) hat der S&P 500 schon 10,5 % verloren. Bis zum Hoch vom 26.01.2018 (2.872,87) fehlen nun noch weitere -10,5 %.
Fällt auch dieser Index bis zum 2018er Hoch, wären hier 50 % der im März gestarteten Aufwärtsbewegung korrigiert.
Das wären mehr als die 38,20 % des Dow Jones. Damit der S&P 500 ebenfalls „nur“ 38,20 % der seit März erzielten Kursgewinne abgibt, reicht ihm ein weiterer Rücksetzer von 4,82 %.
Fazit
Es wird sehr spannend, welche Kursziele im Rahmen der Herbstkorrektur erreicht werden. Weitere -4,8 % im S&P 500 und -5,8 % im Dow Jones halte ich für wahrscheinlich. Jedenfalls wird uns die Intensität, Dynamik und Dauer dieser Korrektur viel über die Verfassung des Marktes verraten.