Aufgrund der großen makroökonomischen Ungleichgewichte und Fehlentwicklungen der vergangenen Jahre ist die Wahrscheinlichkeit sehr groß, dass diese Rezession einen schweren Verlauf nehmen wird.
von Claus Voigt
Für das kommende Jahr 2023 zeichnen unsere Prognosemodelle ein geradezu ungewöhnlich einheitliches Bild. Beispielsweise signalisieren alle verlässlichen volkswirtschaftlichen Frühindikatoren eine Rezession für die USA – und damit auch für Europa.
Aufgrund der großen makroökonomischen Ungleichgewichte und Fehlentwicklungen der vergangenen Jahre ist die Wahrscheinlichkeit sehr groß, dass diese Rezession einen schweren Verlauf nehmen wird. Dabei spielt es zum jetzigen Zeitpunkt keine Rolle mehr, wann die US-Zentralbank eine Wende vollzieht und die Zinsen wieder senken wird. Dafür gibt es zwei Gründe.
Der unvermeidbare Bereinigungsprozess wird sich fortsetzen
Erstens wirkt Geldpolitik mit langen Vorlaufzeiten. Die Wirkungen des Zinsanstiegs der vergangenen Monate können durch neuerliche Zinssenkungen – wenn sie denn überhaupt schon 2023 stattfinden sollten – nicht rückgängig gemacht werden.
Zweitens wurde der eigentliche Schaden – also die bereits erwähnten Ungleichgewichte und Fehlentwicklungen inklusive riesiger Spekulationsblasen an den Aktien-, Anleihen- und Immobilienmärkten – nicht durch die Straffung der Geldpolitik angerichtet, sondern viel früher durch die jahrelang viel zu niedrigen Zinsen. Die Bereinigung dieser Exzesse war nur eine Frage der Zeit, und diese Zeit hat nun begonnen und wird sich 2023 in Form einer Rezession und Aktienbaisse fortsetzen.
Wann wird die Aktienbaisse enden?
Die US-Börse ist immer noch drastisch überbewertet. Auch das zeigen alle verlässlichen Kennzahlen der Fundamentalanalyse unisono. Beispielsweise befindet sich der nach Staranleger Warren Buffett benannte Indikator „Marktkapitalisierung im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt“ auf einem Niveau, das er am Top der Technologieblase im Frühjahr 2000 angenommen hatte. Damals ging es anschließend mit dem DAX und dem NASDAQ 100 Index 73% bzw. 83% nach unten.
So heftig muss es dieses Mal natürlich nicht kommen. Aber ausschließen sollten Sie es nicht und gegebenenfalls ihr Depot anpassen. Denn unser wahrscheinlichstes Szenario sieht für den S&P 500 Index von hier aus einen weiteren Kursrückgang von mindestens 50% vor.
Die mittelfristige Markttechnik weist den Weg
Die Modelle, die wir zur Messung der mittelfristigen Markttechnik verwenden, sind zurzeit noch alle eindeutig bearish. Das spricht ebenso für eine Fortsetzung der Baisse wie die klaren Abwärtstrends und negativen Chartformationen fast aller Indizes und sehr vieler Einzelaktien.
Erst wenn die Markttechnik positive Signale gibt, werden wir den Aktienanteil der Depots in unserem Börsenbrief Krisensicher Investieren wieder erhöhen. Ob das schon in wenigen Monaten der Fall sein wird oder erheblich länger dauert, wissen wir nicht. Aber sobald es geschieht, werden wir es erkennen und entsprechend reagieren.
Wie hoch wird der Goldpreis steigen?
Mit einer Fülle bullisher Signale hat sich der Edelmetallsektor für ein starkes Haussejahr 2023 bemerkbar gemacht. Dieser kurze Marktkommentar ist nicht der Ort, um auf Details einzugehen. Es muss die Feststellung genügen, dass auch hier die Einheitlichkeit besonders hervorzuheben ist, mit der wichtige Kennzahlen unterschiedlichster Herkunft eine Edelmetallhausse signalisieren. Darauf basierend, erwarten wir im Lauf des kommenden Jahres einen Anstieg des Goldpreises auf über 3.000 $.
Allerdings sehen wir darin nur ein Etappenziel auf dem Weg zu erheblich höheren Kursen. Dafür sorgen die anhaltend unseriöse Staatsschuldenpolitik – auch in Deutschland – und die ebenso verantwortungslose Geldpolitik.
Die Wohlstandsvernichter in den Zentralbanken und in der Politik werden keine Rückkehr zu einer auch nur halbwegs soliden Geld- und Finanzpolitik vollziehen. Im Lauf der Rezession des Jahres 2023 wird das erneut mit aller Macht erkennbar werden und gerade bei Institutionellen Investoren eine Renaissance der Vermögensschutzfunktion von Investments im Edelmetallsektor bewirken.