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Lage labil

ThyssenKrupp-Chef Schulz sieht deutsche Wettbewerbsfähigkeit bedroht: „Ich halte die Lage für labil“. - Rohstoffe: „Die Minenriesen diktieren uns die Preise, die Chinesen kaufen den Weltmarkt leer, und auf den Rohstoffmärkten tummeln sich die Spekulanten – der Begriff bedrohlich ist mir für dieses Szenario noch zu harmlos.“


Angesichts der momentan guten Konjunkturdaten in Deutschland warnt
ThyssenKrupp-Chef Ekkehard Schulz vor Euphorie. „Ich halte die Lage noch
für labil“, so Schulz im Gespräch mit dem manager magazin (Erscheinungstag:
19. November). Der Aufschwung überdecke die strukturellen Schwierigkeiten.
Die industrielle Fertigung, „die Basis unserer Wirtschaftskraft“, sei
bedroht, sagte Schulz: „Wir werden von unserem hohen Wohlstandsross
schneller herunterkommen, als uns lieb ist.“

Der Ernst der Lage sei im Bewusstsein der Menschen noch nicht angekommen.
„Die vergangene Krise war offenbar nicht hart genug“, so Schulz. Der
Topmanager sieht große Probleme in der Versorgung der deutschen Wirtschaft
mit Ingenieuren. 41 000 Stellen könnten derzeit nicht besetzt werden. Diese
Lücke, kritisierte Schulz, werde jedes Jahr größer.

Schulz spricht sich für eine „arbeitsmarktorientierte Zuwanderung“ aus. Mit
deutlichen Worten kritisierte Schulz die derzeitige Situation auf den
Rohstoffmärkten. „Die Minenriesen diktieren uns die Preise, die Chinesen
kaufen den Weltmarkt leer, und auf den Rohstoffmärkten tummeln sich die
Spekulanten – der Begriff bedrohlich ist mir für dieses Szenario noch zu
harmlos.“ Dringend mahnt Schulz eine gesamteuropäische Rohstoffstrategie
an. Die EU habe es versäumt, dem Rohstoffimperialismus der Chinesen
(Schulz: „Das ist für uns eine Katastrophe“) etwas entgegenzusetzen und zum
Beispiel rechtzeitig politische Beziehungen zu Afrika aufzubauen: „Wir
überlassen den Chinesen einfach das Terrain“, so Schulz.

Auch am Energiekonzept der Bundesregierung lässt der Stahlmanager kein
gutes Haar. Das bürde den Stahlunternehmen „enorme Zusatzlasten“ auf. Wenn
die Klimaziele in dem politisch geforderten Ausmaß erreicht werden sollen,
kämen auf die deutsche Stahlindustrie ab 2013 jedes Jahr zusätzliche Kosten
von rund einer Milliarde Euro zu. Die Folge sei eine Reduzierung von
Kapazitäten. Für ThyssenKrupp würde das, so Schulz, „im worst case“
bedeuten, einen kompletten Hochofen nicht mehr in Betrieb halten zu können.

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