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Tafel am Pranger: Die politisch korrekte Hexenjagd

Die Wellen schlagen hoch. Kaum ein öffentlicher Meinungsmacher, der sich nicht über die Tafel in Essen empört. Sogar die geschäftsführende Kanzlerin schaltet sich ein. Doch sie verwechselt nicht zum ersten Mal die veröffentlichte mit der öffentlichen Meinung.

 

Von Ramin Peymani

Der Essener Tafel-Chef Jörg Sartor klagte über heftige und teils pauschale Angriffe zu seiner Entscheidung. "Jetzt haut ein Haufen von Politikern auf uns ein, ohne sich zu informieren", sagte er der "Bild"-Zeitung. "Die sollen sich mal herbewegen und vor Ort mitarbeiten - danach können sie sich gerne äußern."

Gerade ältere Nutzerinnen sowie alleinerziehende Mütter hätten sich von den vielen fremdsprachigen jungen Männern in der Warteschlange abgeschreckt gefühlt, sagte Sartor. Bei ihnen habe er teilweise auch "mangelnden Respekt gegenüber Frauen" beobachtet.

Seit 1995 gibt es die Essener Tafel. Als kleines Projekt aus dem Kirchenumfeld gestartet, gehört der von 120 Ehrenamtlichen getragene Verein zu den ältesten Tafeln Deutschlands. Woche für Woche werden rund 6.000 Personen sowie mehr als 100 soziale und karitative Einrichtungen versorgt. Die Finanzierung erfolgt ausschließlich über Spenden.

Ein echtes Vorzeigeprojekt gelebter bürgerlicher Solidarität aus der Mitte der Gesellschaft. Doch nun steht die Tafel am Pranger, weil sie die von der Politik geschaffenen Probleme nicht länger tatenlos hinnehmen will.

Im Dezember 2017 hatte man auf der eigenen Webseite mitgeteilt, dass bis auf weiteres nur noch Bedürftige mit deutschem Pass aufgenommen würden. Ziel sei es, “eine vernünftige Integration zu gewährleisten”, da der Anteil ausländischer Mitbürger inzwischen auf 75% angestiegen sei. Man wolle so lange keine Ausländer neu aufnehmen, “bis die Waage wieder ausgeglichen ist”, so Jörg Sartor, Leiter der Tafel. Grund sei das rücksichtlose Verhalten vieler Migranten, infolgedessen vor allem ältere deutsche Frauen der Tafel fernblieben. Die Maßnahme wurde von den Betroffenen ebenso akzeptiert wie von den städtischen Stellen und karitativen Einrichtungen.

Doch als eine Lokalredaktion das Thema Mitte vergangener Woche aufgriff, brachen alle Dämme: Eingepeitscht von den einschlägigen Interessensverbänden und der profilierungssüchtigen Politik, dreht sich seither das Empörungskarussell. Und alle treibt nur noch eine Frage um: Spielt die Tafel Rechten in die Hände?

Wer sich dem Befehl widersetzt, der Zufriedenheit von Zuwanderern höchste Priorität einzuräumen, wird zum Rassisten gestempelt

Diskriminierend und rassistisch sei das Vorgehen, kritisieren all jene, deren Wirken für die Schwächsten der Gesellschaft sich auf auswendiggelernte Sonntagsreden beschränkt. Unterstützung erhält die Tafel hingegen von weiten Teilen der Bevölkerung, die im Gegensatz zu den Parteisoldaten der Berufspolitik mitten im Leben steht. Und es ist beileibe kein Zufall, dass Essens Oberbürgermeister Thomas Kufen sich ebenfalls hinter die Tafelbetreiber stellt.

Nicht zum ersten Mal positioniert sich ein kommunaler Verantwortungsträger gegen die Marktschreier der Empörungsindustrie, die aus ihren Elfenbeintürmen heraus die Rassismus-Keule schwingen.

Reflexartig greifen die Parteimarionetten in ihre Rhetorik-Kiste, um die üblichen Satzbausteine aneinanderzureihen, mit denen Bürger ausgegrenzt und an den Pranger gestellt werden, die sich der “Refugees first”-Doktrin entgegenstellen. Wer sich dem Befehl widersetzt, der Zufriedenheit von Zuwanderern höchste Priorität einzuräumen, wird zum Rassisten gestempelt – da kann die Lebensleistung voll ehrenamtlicher Aufopferung noch so beeindruckend sein.

Doch Jörg Sartor will standhaft bleiben, trotz aller Angriffe aus Medien, Verbänden und Politik. Und er hat recht. Es ist nicht Aufgabe privater Hilfsprojekte, das Scheitern der Berufspolitik aufzufangen. Vor allem ist es nicht Aufgabe der Tafeln, der am besten versorgten Gruppe der Gesellschaft ausgewählte Kost darzureichen und dabei sämtlichen religiösen Befindlichkeiten Rechnung zu tragen.

Mit ihrem medialen Getöse und dem Aufschrei der von ihr alimentierten Sozialverbände legt die Politik einen gewaltigen Sprengsatz

Statt dies klarzustellen, macht sich die Chefin der Berliner Tafel zur Anführerin der Hexenjäger, indem sie vor einer Zweiklassengesellschaft warnt.

Gerne hätte man von ihr gehört, als im Mai letzten Jahres die Tafel in Nidda beschloss, muslimische Kunden vor nicht-muslimischen Tafelbesuchern zu bedienen, damit sich Erstere zunächst die ihnen genehmen Waren aussuchen können. Damals nahm niemand aus Politik und Verbänden Anstoß an der offenkundigen Zweiklassengesellschaft, was kaum verwundert, sind es doch vor allem Bedürftige mit deutschem Pass, die sich seither hinten anstellen müssen.

Auch anderswo rumort es bei den Tafeln und ihren Zehntausenden ehrenamtlichen Helfern. Viele Probleme begannen mit der einsetzenden Zuwanderungswelle. So klagte die Wattenscheider Tafel vor drei Jahren über einen Exodus, als innerhalb weniger Monate 300 Mitarbeiter keine Lust mehr hatten, ihre Zeit und Kraft für Neukunden zu opfern, die ihnen respektlos und mit einer unverschämten Forderungshaltung gegenübertraten.

Bis heute kämpfen die mehr als 900 Tafeln mit diesem verbreiteten Phänomen. Die große Politik interessiert das nicht. Sie stürzt sich lieber auf die angeblichen Rassisten. Doch mit ihrem medialen Getöse und dem Aufschrei der von ihr alimentierten Sozialverbände legt sie einen gewaltigen Sprengsatz bei über einer Million deutschen Tafelgängern.

Sie mobilisiert damit nicht etwa die Rechten, sondern jenen Teil der Gesellschaft, der nichts zu verlieren hat. Das könnte sich rächen: Es sind immer die “einfachen Leute”, von denen Revolutionen ausgehen.

 

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