Der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime, Aiman Mazyek, hält die hitzige Diskussion um Burkinis für muslimische Mädchen im Schwimmunterricht für eine "Pseudodebatte", die die wirklichen Probleme nur verdecke.
"Solche Burkini-Pseudodebatten, die nebenbei die Rechten weiter stärken, lenken wieder von den eigentlichen Problemen ab", sagte Mazyek der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Dienstagsausgabe).
Der Zentralratsvorsitzende nannte die von Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD) unterstützte Idee, Burkinis an Schulen zuzulassen, einen "vernünftigen und gangbaren Kompromiss".
Doch immer wenn solch vernünftige Kompromisse gefunden würden, wie Menschen religiöse Gebote und Schulpflicht unter einen Hut bringen könnten, "heulen die Islamkritiker reflexartig wieder auf und wollen der ohnehin durch das Angstthema Islam verunsicherten Gesellschaft weiß machen, hinter alle dem stecke der Extremismus", sagte Mazyek.
"Das ist eine schäbige Debattenkultur und führt nur weiter zur Verunsicherung und Spaltung der Gesellschaft."
Er habe von den Kritikern noch nie ein Wort über das eigentliche Problem in Deutschland bezüglich Schwimmunterricht gehört: "Marode und geschlossene Schwimmhallen, fehlende Bademeister und eine Generation von Schülern, die nicht wie ich bis zur Oberstufe jedes Jahr Schwimmen hatte, sondern weitaus weniger und infolgedessen tatsächlich nicht richtig oder sogar gar nicht schwimmen kann." Das sei der eigentliche Skandal, sagte Mazyek.
Foto: Aiman Mazyek, über dts Nachrichtenagentur