Nach der Katastrophe in Genua werden auch in Deutschland Zweifel an der Stabilität von Autobahnbrücken laut. "Unsere Brücken verrotten gefährlich, ein Einsturzrisiko kann inzwischen nicht mehr ausgeschlossen werden", sagte Brückenexperte Richard J. Dietrich dem "Redaktionsnetzwerk Deutschland" (Mittwochausgaben).
Der Architekt, der selbst zahlreiche Brückenbauten verantwortet, sieht vor allem im überwiegend verwendeten Werkstoff Beton ein Problem, weil Schäden erst spät, wenn nicht gar zu spät sichtbar werden.
"Wenn der Beton Risse hat, durch die Feuchtigkeit eindringt, löst sich irgendwann der Zement auf, dadurch rostet die freigelegte Stahlbewehrung, und spätestens dann leidet die Stabilität", erklärt der Bauingenieur.
Dietrich plädiert für die Rückkehr zu Stahlbrücken, die deutlich langlebiger und weniger anfällig für Schäden seien. Die Rendsburger Hochbrücke etwa, eine spektakuläre Stahlkonstruktion über den Nord-Ostsee-Kanal, wurde 1913 fertiggestellt – und kürzlich mit so geringem Aufwand saniert, dass sie 2016 sogar für den Deutschen Brückenbaupreis nominiert war.
"Aber die Betonindustrie ist ein gut funktionierendes Kartell in Deutschland, das sich sogar an den Universitäten durchgesetzt hat – dort lernen die angehenden Ingenieure, nur noch mit diesem Werkstoff zu bauen", klagt Dietrich. Dieses System zu revidieren brauche Zeit und ein Umdenken bei vielen, die daran nicht sonderlich interessiert seien.
Foto: Rheinkniebrücke am Rhein bei Düsseldorf, über dts Nachrichtenagentur