Bundesbank: Deutschland hat dank Niedrigzinsen bisher rund 440 Milliarden Euro gespart - Geld, das eigentlich den Sparern gehört. Eurozone gesamt: 1,7 Bio. Euro. Im Prinzip sind Null- oder Minuszinsen eine zweite Steuer.
Der deutsche Staat hat seit Ausbruch der Finanzkrise 2008 dank der Niedrigzinsen 436,9 Milliarden Euro an Zinskosten gespart.
Allein in diesem Jahr beliefen sich die Zinsersparnisse von Bund, Ländern, Gemeinden und Sozialversicherungen im Vergleich zu vor der Finanzkrise auf 56,7 Milliarden Euro. Dies zeigen Berechnungen der Deutschen Bundesbank, die dem Handelsblatt vorliegen.
Die Euro-Zone insgesamt musste laut Bundesbank seit der Finanzkrise 1,68 Billionen Euro weniger für Zinsen ausgeben als im Vergleich zur Vorkrisen-Zeit.
Der größte Profiteur nach Deutschland ist demnach Frankreich mit einer Ersparnis von 421,4 Milliarden Euro, gefolgt von Italien mit 298,6 Milliarden Euro. Die Zinsersparnis wird sich den Berechnungen zufolge in den nächsten Jahren fortsetzen.
Inklusive dem Jahr 2021 wird die Euro-Zone Zinsen in Höhe von 2,23 Billionen Euro gespart haben. Allein für Deutschland beläuft sich die Summe auf 551,6 Milliarden Euro.
Noch mehr profitiert aber Frankreich: Deutschlands großes Nachbarland muss bis einschließlich 2021 dann 569,2 Milliarden Euro weniger für Zinsen ausgeben.
Angesichts der Zahlen werden die Forderungen nach Steuersenkungen lauter. „Es ist eine Frage der Fairness, dass der Staat sich über den Nullzins nicht zu Lasten der Menschen bereichert, sondern mindestens einen Teil seines Vorteils zurückgibt“, sagte FDP-Chef Christian Lindner dem Handelsblatt.
„Dass die Abflachung des Mittelstandsbauchs faktisch aus der politischen Wahrnehmung verschwunden ist, ist ein Skandal“, sagte der Chef des Instituts der deutschen Wirtschaft, Michael Hüther. Für den Wirtschaftsweisen Lars Feld zeigen die Bundesbank-Zahlen, dass die Bundesregierung an der schwarzen Null festhalten sollte. Angesichts der finanziellen Spielräume sei „die Diskussion um neue Schulden zur Finanzierung von Investitionen gerad ezu grotesk“.
Die Bundesbank hat für ihre Berechnung das jeweilige Zinsniveau der Euro-Länder aus 2007, dem Jahr vor der Finanzkrise, mit dem jeweiligen Niveau in den Jahren bis 2018 verglichen.
Musste der deutsche Staat im Jahr 2007 Investoren noch eine durchschnittliche Rendite von 4,2 Prozent für frisches Geld bieten, fiel das Zinsniveau seitdem kontinuierlich auf 1,5 Prozent im Jahr 2018. Für dieses Jahr wurde eine durchschnittliche Verzinsung von 1,4 Prozent angenommen. Wegen dieses Zinsverfalls musste der Staat immer weniger Geld für den Schuldendienst ausgeben.