„Wir werden eine neue, zweigeteilteWelt sehen“, sagte Daniel Stelter, BCG-Geschäftsführer und einer derStudienautoren, der WELT. Während die Schwellenländer stark wachsenwerden, müssen sich die großen Industriestaaten in der ersten Hälftedes Jahrzehnts auf geringe Wachstumsraten einstellen.
2010 wird die Weltwirtschaft derAnalyse zufolge zwar noch recht gut dastehen, nicht zuletzt dank derpositiven Wirkungen staatlicher Konjunkturprogramme. „Die Krise istaber noch lange nicht zu Ende. Die Unternehmen sollten das Jahr nutzen,um sich für die kommenden, schweren Jahre wetterfest zu machen“, sagteStelter. Denn ab 2011 beginnen laut Simulation in den Industriestaatendie Probleme.
So werden die USA von 2011 bis 2013 nur Wachstumsratenunter oder knapp über ein Prozent erzielen, erst danach soll dasWachstum wieder in Richtung zwei Prozent steigen. Noch schlechter siehtes in der Euro-Zone aus. Hier soll das Wachstum bis einschließlich 2015kaum stärker als ein Prozent ausfallen.
Deutschland schneidet sogar nochschlechter ab: Zwischen 2011 und 2014 wird die deutsche Wirtschaft lautBCG mit Wachstumsraten zwischen 0,5 und 0,9 Prozent leben müssen, auch2015 werden es wohl nur 1,1 Prozent sein. Stelter erklärt dies damit,dass Deutschlands Wirtschaft schon vor der Krise strukturell nur geringgewachsen sei. Hinzu komme, dass die starke Alterung der Bevölkerung inden kommenden Jahren erstmals sichtbar werde und der Export wegengeringerer Nachfrage aus den USA nicht wieder die alte Stärke erreichenkönne.
Dagegen werden Schwellenländer wieChina, Indien oder Brasilien laut Simulation in den kommenden fünfJahren stark wachsen. Die Länder profitierten unter anderem von besserausgebildeten Arbeitskräften, sich entwickelnden Unternehmen undInvestitionen in die Infrastruktur. China etwa erwartet in diesem Jahrein Wirtschaftswachstum von 9,5 Prozent. Auch in den kommenden Jahrenwerde China jedes Jahr acht Prozent Wachstum erreichen.
Die zweigeteilte Welt wird laut BCG dasGefüge der Weltwirtschaft durcheinanderbringen: „Die Länder, die nochLuft haben, werden weitere Konjunkturprogramme auflegen, um dasWachstum anzuschieben“, sagte Stelter.
Dies könne allerdings zu neuenHandelskonflikten führen. So seien die Amerikaner wohl nicht gewillt,über ihre Konjunkturprogramme immer wieder die chinesischen Exporte zufinanzieren. Denn wird in den Vereinigten Staaten von staatlicher Seitedie Nachfrage angekurbelt, profitieren davon in starkem Maßechinesische Firmen, die billige Waren in die USA liefern. Stelter:„Staatliche Eingriffe und Handelsbarrieren werden deshalb zunehmen.“