Der Botschafter des Inselstaats Taiwan, Jhy-Wey Shieh, schätzt die Gefahr eines Angriffs Chinas auf sein Heimatland als "aktuell und real" ein. Sie habe sich seit dem 24. Februar durch die Invasion Russlands in der Ukraine weiter erhöht, sagte er den Sendern RTL und ntv. Der Diplomat warnte vor den Auswirkungen einer Besetzung Taiwans und den Folgen für europäische Exportnationen: "Jeder dritte Euro, den die Europäer verdienen, kommt aus dem Geschäft durch dieses Gewässer."
Auf die Frage, ob sich der chinesische Präsident durch Russlands Krieg bestärkt fühle, sagte Shieh: "Wir denken ein bisschen anders: Wir glauben, dass Putin eine Scheibe von Xi Jinping und China abgeschnitten hat, indem er gemerkt hat, dass Chinas militärischer Expansionismus im Südchinesischen Meer unbestraft blieb." Dies habe eher Putin bestärkt, so Shieh. "Da hat sich Putin gedacht: Dann kann ich mir das auch leisten und dann ging es los mit dem Invasionskrieg gegen die Ukraine." Mit Blick auf die Beziehungen zwischen Deutschland und China, sagte der Taiwanese, dass die Bundesrepublik in einer globalisierten Welt nicht gänzlich auf den Handel mit China verzichten könne. Allerdings stellte Shieh infrage, ob es sich hier wirklich um eine Partnerschaft auf Augenhöhe handele: "Kann man das als Partner bezeichnen? Ich glaube nicht, denn die (Chinesen) erpressen ja ihre Geschäftspartner", sagte der Botschafter. "Man macht sich abhängig und dann wird man abgehängt."
Foto: Taiwan-Flagge, über dts Nachrichtenagentur