Gesamtmetall-Präsident Stefan Wolf rechnet wegen der hohen Energiepreise mit Protesten. "Fest steht, es gibt Menschen, die auf die Straße gehen werden", sagte Wolf der "Welt am Sonntag". Das lasse sich nicht verhindern, indem man "hier und da etwas verteilt", so der Arbeitgebervertreter.
"Den Menschen muss klar werden: Es beginnt eine Zeitenwende - auch im Privaten. Der Wohlstandverlust wird kommen und er wird nicht über staatliche Mittel ausgeglichen werden können." Er sprach sich statt für Lohnerhöhungen für staatliche Entlastungen aus. "Ich teile die Ansicht von Bundeskanzler Scholz, dass steuer- und sozialabgabenfreie Einmalzahlungen der richtige Weg sind, um Arbeitnehmer zu entlasten", sagte Wolf. Er befürwortete eine Fortführung des Tankrabatts, lehnte eine Verlängerung des 9-Euro-Tickets für den Nahverkehr aber ab. "Das 9-Euro-Ticket ist schön, aber es löst nicht die großen Probleme des Landes", sagte Wolf. "Den Tankrabatt zu verlängern, halte ich für sinnvoll.
Auch eine dauerhafte Senkung der Mineralölsteuer würde helfen - der Effekt für Verbraucher wäre der gleiche." Eine Übergewinnsteuer zur Finanzierung der Entlastungsmaßnahmen lehnte der Gesamtmetall-Präsident ab. "Damit würde man zum Teil nur Einmaleffekte besteuern", sagte Wolf. "Ein Beispiel aus der Metall-Industrie: Wegen der Chipkrise werden derzeit mehr große Fahrzeuge produziert, mit denen die Unternehmen mehr Gewinn machen." Das sei aber eine Ausnahmesituation, die sich wieder ändern werde. "Bei denen mehr abzuschöpfen, die derzeit noch ganz gut verdienen, ist der falschen Weg", so Wolf.
Foto: Polizei mit Demonstranten, über dts Nachrichtenagentur