Historische Steuerreform in den USA stimuliert die Wall Street. US-Staatsverschuldung wird ansteigen. Fragliche „GroKo“ könnte teuer werden. Bleibt Russland bei der WM ein Doping-Sünder? Gold/Silber enttäuscht. Bitcoins auf neuem Allzeit-Hoch.
von Andreas Männicke
Die Wall Street reagierte nach dem positiven Beschluss im US-Senat für eine „historische Steuerreform“ mit einem neuem Allzeit-Hoch. Damit hat der US-Präsident Trump den ersten Etappensieg erreicht, nachdem er bei der Abschaffung der „Obamacare“ scheiterte und nicht voran kam. Kurz danach öffnete er aber auch die „Büchse der Pandora“, indem er Jerusalem zur Hautstadt von Israel erklärte und dort im nächsten Jahr die US-Botschaft verlegen will. Dies wird nicht nur die Friedensbemühungen zwischen Israel und Palästina behindern, sondern auch viel Unruhe im gesamten arabischen Raum schaffen, auch wenn dies nur ein symbolischer Akt ist.
Wall Street feiert die „historische Steuerreform“
Der Dow Jones Industrial Index erreichte in der vergangenen Woche schon wieder ein neues Allzeit-Hoch mit 24.500 Indexpunkten, nachdem der US-Senat mit denkbar knapper Mehrheit für Trumps Vorschläge einer „historischen Steuerreform“ stimmte. Der Unternehmensgewinnsteuersatz soll dann von 34 auf 20 Prozent gesenkt werden. Noch unklar ist aber welche Abschreibungen dann genau wegfallen werden. Schon zuvor betrug der durchschnittliche effektive Steuersatz nur 24 Prozent.
Unklar ist auch, welche Folgen dies für die US-Steuereinnahmen in 2018 haben wird. Nach groben Schätzungen werden die Steuermindereinnahmen 1,4 Billionen US-Dollar betragen. Dabei ist schon jetzt der amerikanische Staat mit über 20 Billionen US-Dollar viel zu hoch verschuldet. Die Staatsschuldenquote beträgt in den USA über 100 Prozent zum BSP während Deutschland jetzt bei etwa 60 Prozent Staatsverschuldung vom Bruttosozialprodukt (BSP) liegt. Dabei muss der US-Kongress jetzt nicht nur die Steuerreform endgültig verabschieden, sondern auch Ende Dezember die Schuldengrenze von 20 Billionenen US-Dollar erhöhen, um einen „Goverment Shut down“, also eine temporäre Zahlungsunfähigkeit der USA, zu vermeiden.
Kommt es zu einer weiteren Zinserhöhung der FED?
Die amerikanische Notenbank FED wird am 13. Dezember wahrscheinlich eine weitere Zinserhöhung um 0,25 Basispunkte beschließen, wobei die Zinsen im historischen Vergleich extrem niedrig bleiben. Die Europäische Zentralbank (EZB) tagt auch am 14. Dezember, wobei hier keine Überraschungen zu erwarten sind.
Infolge der möglichen Zinserhöhung der FED brach der Goldpreis seit Ende November von 1300 auf 1248 US-Dollar/Feinunze ein und der Silberpreis von 17 auf 15,8 US-Dollar/Feinunze. Damit stieg Gold in 1 Jahr in US-Dollar noch um 6,7 Prozent, während Silber in 1 Jahr um 7,2 Prozent nachgab. In 5 Jahren brachen der Goldpreis um 28 Prozent und der Silberpreis um 53 Prozent ein. Dagegen konnte der NASDAQ-Index in 1 Jahr um 26 Prozent und in 5 Jahren um 129 Prozent zulegen.
Trump öffnet die „Büchse der Pandora“
In der letzten Woche entschied der US-Präsident Trump aber auch, die US-Botschaft im nächsten Jahr nach Jerusalem zu verlegen, womit er offiziell Jerusalem als Hauptstadt Israels anerkannt hat, was die Vereinten Nationen (UN) aus guten Gründen bisher nicht gemacht haben. Damit gerät jetzt der Friedensprozess zwischen Israel und Palästina in Gefahr. Nicht nur das: dies könnte der Anlass sein, dass es nicht nur einen neuen Israel/Palästina-Krieg geben wird, sondern der ganze arabische Raum wieder in Aufruhr gerät.
IS-Gefahr nicht behoben
Dabei vermeldeten sowohl Syrien als auch der Irak vor kurzem die Erfolgsmeldung, dass sich beide Länder jetzt vollständig vom IS befreit haben, im Irak mit amerikanischer Hilfe, in Syrien mit russischer Hilfe. Der IS ist aber nicht tot, sondern hat sich nun in andere Länder wie Libyen und Libanon verlagert. Dies mindert nicht die weltweit Terrorgefahr, sondern erhöht sie sogar.
Gold- und Silberpreise stark unter Druck, aber Osteuropa-Börsen weiterhin können outperformen
Noch zeigen sich die Weltbörsen in keinster Weise von den jüngsten Ereignissen beindruckt. Im Gegenteil: Der Gold- und Silberpreis fiel auf ein neues 4- Monatstief und die Weltbörsen blieben sehr stabil nahe ihren Allzeit-Hoch. Auch der DAX konnte sich bei über 13.000 Indexpunkten behaupten, was ein Plus von 17,7 Prozent in 1 Jahr bedeutet.
Dabei ist es immer noch nicht klar, ob eine große Koalition im Januar 2018 zustande kommen kann. Wenn sie kommt, wird es auch für deutsche Unternehmen teuer werden. Am Mittwoch beginnen die ersten Sondierungsgespräche. Auch eine Minderheitsregierung wie in Norwegen kommt noch in Betracht.
Etwaige Neuwahlen würden die deutschen Anleger sicherlich verunsichern. Noch sind die deutschen Anleger aber optimistisch. So stieg der DAX am Freitag um 0,92 Prozent auf 13.125 Indexpunkte.
Noch besser schnitten aber viele Börsen aus Osteuropa ab.: 8 Börsen aus Osteuropa bzw. mit starken Bezug zu Osteuropa (wie Österreich) zählen in diesem Jahr zu dem 30 am besten performen den Aktienmärkten der Welt und zwar die Börsen aus der Mongolei (+75 Prozent), Kasachstan (+47 Prozent), Lettland (+41 Prozent), Türkei (+34 Prozent), Polen (+26 Prozent), Österreich (+26 Prozent), Ungarn (+23 Prozent) und Litauen (+17 Prozent), die auch alle den DAX klar outperformen konnten. Auch der CECE-Index mit Ungarn Polen und Tschechien im Boot konnte mit einem Plus von fast 30 Prozent sogar den NASDAQ-Index outperformen.
Anleger an der Moskauer Börse hoffen auf 2018
Dabei blieb die Moskauer Börse, die im letzten Jahr ein Plus von 50 Prozent erreichen konnte, im Minus und damit relativer Underperformer. Anleger an der Moskauer Börse hoffen nun auf bessere Ergebnisse im nächsten Jahr, zumal sich der Brent-Ölpreis zuletzt schon wieder auf 63 US-Dollar/Barrel erhöhte, nachdem sich die OPEC in Wien auf eine Verlängerung der Fördermengenverringerung einigen konnte.
Dagegen weiten die USA die Produktion von Schiefer-Öl weiter aus. Im nächsten Jahr wird wie schon in diesem Jahr ein BSP-Wachstum von 1 bis 2 Prozent in Russland erwartet, wenn der Ölpreis stabil bleibt.
Russland steht 2018 wieder im Fokus der Medien
Im nächsten Jahr findet aber die Fußballweltmeisterschaft in Russland im Sommer statt und im März 2018 findet die Präsidentschaftswahlen statt, was den Medienblick dann auch wieder mehr auf Russland schicken wird. Russland muss dann aber auch aufpassen, nicht wieder in den Fokus der Doping-Fahnder zugeraten. So wurde Russland jetzt offiziell wegen systematischen Staats-Doping von den Olympischen Winterspielen in Süd-Korea ausgeschlossen.
Mein Ausblick für die Osteuropa-Börsen ist nachzulesen im neuem „Wegweiser für Kapitalanlagen 2018“, herausgegeben von Hans A. Bernecker, aber auch im Börsenbrief EAST STOCK TRENDS. Der sehr treffsichere ESI-Seminar-Indikator steht weiter auf „kaufen“.
Kryptowährungen im Wert schon mehr als verzehnfacht – eine unstabile Blase
Die beste Geldanlage der Welt blieben mit Abstand aber in diesem Jahr Kryptowährungen wie Bitcoins, die in 1 Jahr um fast 1800 Prozent (!) anstieg oder Etherum mit einem Plus von 4760 Prozent in einem Jahr. Es entstehen jetzt immer mehr Kryptowährungen, wobei keiner weiß, wer später das Rennen machen wird. Schon lange spricht man auch hier von einer Blase, aber nach mehreren Kurseinbrüchen von über 30 Prozent konnten in diesem Jahr immer wieder neue Höchstkurse erreicht werden.
Hier tummelt sich jetzt eine Reihe von „Zockern“, denn im Internet wird jetzt überall geworben, wie man mit Bitcoins schnell zum Millionär werden kann. Die Kryptowährungen sind aber sehr volatil und mit auch hochspekulativ. Tagesschwankungen von über 10 Prozent, zuweilen sogar 20 Prozent nach oben sind eher die Regel als die Ausnahme. Gehandelt werden in Zukunft nun Bitcoins auch über Futures an den amerikanischen Börsen, denn ab Mitte Dezember sind nun auch Terminkontrakte auf Bitcoins möglich.
Stiglitz fordert Bitcoin-Verbot
Die „big player“ bei dem Handel von Kryptowährungen kommen aus China, Russland und Nord-Korea. Es gibt viele Experten wie der Nobelpreisträger Joseph Stiglitz, die empfehlen, den spekulativen Handel von Kryptowährungen gänzlich zu untersagen. Stiglitz fordert vehement ein Bitcoin-Verbot. Er hält Kryptowährungen für nutzlos. Es ist anzunehmen, dass dann die „Shorties“ im nächsten Jahr die Regie übernehmen.
Gehandelt werden können Kryptowährungen aber auch bei verschiedenen Brokern wie Exante aus Malta, wo man auch russische Originalaktien handeln kann. In meinem Börsenbrief EAST STOCK TRENDS empfahl ich schon im letzten Jahr zwei Bitcoin-Produkte – wohlgemerkt aber nur mit Spielgeld - die sich im Wert schon weit mehr als verzehnfacht haben. Dabei startete die Rally bei allen Kryptowährungen erst im Frühjahr 2017.
Erst informieren, dann investieren.
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