Analysten und Ratingagenturen hinken bekanntlich der Realität immer ein wenig hinterher. So auch die Analysten der Deutschen Bank: Diese "senken" das Kursziel von Commerzbank von 2,40 auf 1,90 Euro. In der Zwischenzeit ist jedoch viel passiert. Unter anderem fiel die Aktie bis 1,15 Euro.
Angesichts der am Donnerstag vorzulegenden Halbjahreszahlen wagen sich nun einige Analysten aus dem Häuschen und geben angeblich aktualisierte Kursziele bei der Commerzbank ab. Besonders hervorgetan hat sich die Analysten-Abteilung der Deutschen Bank, welcher die wilden Kurskapriolen bei der Commerzbank in der letzten Zeit offenbar völlig entgangen sind.
So hat die Deutsche Bank am Montag das Kursziel ihrer Konkurrenz von 2,40 auf 1,90 Euro gesenkt. Bravo kann man dazu nur sagen. Messerscharfe Analyse - auch wenn der Kurs derzeit bei 1,25 liegt. Aber was nicht ist, kann ja noch werden. Um es noch mal festzuhalten: während die Commerzbank von 2,40 auf 1,10 fällt, behalten die Analysten der Deutschen Bank das Kursziel von 2,40 bei. Erst gestern wurde das Kursziel leicht nach unten angepasst - allerdings immer noch meilenweit von der Börsenrealität entfernt.
Vielleicht wird ja die Deutsche Bank in einem Jahr das Kursziel noch etwas anpassen - wo immer der Kurs der Cobank dann auch steht. Vielleicht ist sie ja dann auch gar nicht mehr börsennotiert, sondern schon verstaatlicht? Aber darüber machen sich die Analysten bekanntlich keine Gedanken. Für sie ist die Banken- und Börsenwelt noch in Ordnung.
Weiterhin belassen die Schlaubären bei der Deutschen Bank die Einstufung der Commerbank auf auf "Buy" - das war sie nach Ansicht der Experten auch schon bei 2 Euro. In der Zwischenzeit haben viele Anleger viel Geld verloren. Aber vielleicht ist die Cobank bei 1,25 ja wirklich ein Kauf?
Das zweite Quartal des Kreditinstituts sei angeblich robust verlaufen, gleichwohl blieben die Erträge im Kerngeschäft unter Druck, schrieb Analyst Alexander Hendricks der Deutschen Bank vom Montag. Der Experte kürzte seine Schätzungen für den Gewinn je Aktie deutlich, und zwar für 2012 um 30 Prozent, für 2013 um 29 Prozent und für 2014 um 22 Prozent.
Wie er das so genau berechnet hat, bleibt allein sein Geheimnis. Aber Analysten können ja bekanntlich alles berechnen - nur das Ziel mus feststehen. Fakt ist: die europäische Bankenlandschaft ist in ziemlich unsicherem Fahrwasser. Und ob die Commerzbank die 2 Euro wieder sieht, dazu muss selbiger erst mal gerettet werden. Dass dies schwierig werden dürfte, sollte eigentlich bekannt sein.